3. Institutioneller Altersvorsorge Herbstdialog in Wien

3. Institutioneller Altersvorsorge Herbstdialog in Wien
v.l.n.r.: Mag. Thomas Wondrak (GF konsequent wondrak –betriebliche Altersvorsorge), Dr. Hartwig Sorger (Vorstand Valida Vorsorge Management), Gastgeberin Barbara Bertolini, Univ.-Prof. Dr. Martin Kocher (IHS-Institut), Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest (Präsident ifo Institut) (Foto: Sabine Klimpf)

Wien (A) Beim nunmehr bereits dritten Institutionellen Altersvorsorge Herbstdialog, konnte Veranstalterin Barbara Bertolini institutionelle Investoren bzw. Entscheidungsträger in der Kapitalanlage von Pensions- und Vorsorgekassen, Versicherungen, sowie Politiker, Wirtschaftswissenschafter, Vertreter der Europäischen Kommission und anerkannte Fondsmanager begrüßen. 

Mit der maximal zugelassenen Teilnehmeranzahl von 70 Personen war die Konferenz bereits Wochen vor dem Veranstaltungstag ausgebucht, was die Aktualität des Themas klar widerspiegelt. Im Rahmen des diesjährigen Dialoges wurde die Frage der zukünftigen Sicherung der Altersvorsorge in den Mittelpunkt gerückt. Wobei vor allem die betriebliche Altersvorsorge (bAV), eine in Österreich noch sehr gering verbreitete zusätzliche Alterssicherung, im Vordergrund stand.

Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München, der die Eröffnungs-Keynote hielt, gewährte eingangs einen Überblick über die aktuelle Weltwirtschaftslage. Die Zinsentwicklung in den USA hält er für nicht nachhaltig, in Europa sei die makroökonomische Entwicklung zwar nach wie vor positiv, ein Abflachen jedoch zu erwarten. Für unwahrscheinlich hält er einen Rücktritt der Briten vom Brexit. Und hinsichtlich Italiens warnte Fuest die Europäische Union davor, eine populistische Erpressung der italienischen Regierung zuzulassen, appellierte jedoch den Dialog zu suchen.

Was die Finanzierbarkeit der Pensionen anbelangt, kann diese in einem Land, in dem die arbeitende Bevölkerung für die PensionistInnen zahlt, nicht mehr funktionieren, wenn die nächste Generation immer kleiner wird. Das System wird weniger leisten können. Und da gibt es nur eine Alternative: Ansparen. Und weil die Zinsen niedrig sind, muss immer mehr gespart werden - vom Staat, aber auch von den Menschen selbst. Die vielleicht wichtigste Komponente ist die Staatsverschuldung, denn mit einer alternden und gleichzeitig auch schrumpfenden Bevölkerung, sollte kein Staat  hohe Schulden haben.

Mit Blick auf die Pensionen mahnte Univ.-Prof. Dr. Martin Kocher, Wissenschaftlicher Direktor des IHS- Institut für Höhere Studien, ein, rascher Reformen durchzuführen, da bereits jetzt mit Einbußen in der Pensionshöhe von 15-20 Prozent aufgrund vorangegangener Pensionsanpassungen zu rechnen sei. Diese Differenz gilt es zu kompensieren, um den eigenen Lebensstandard später erhalten zu können. Dazu gibt es allerdings raschen Handlungsbedarf, da mit jedem Jahr des Zuwartens der Kreis der dann betroffenen Personen noch größer wird und Reformen dadurch  erschwert werden. Die Pensions-Belastungen für das Budget werden durch die vorherrschende demografische Entwicklung steigen. Da diese Belastung in Österreich aber jetzt schon rund 25 Prozent ausmacht, ist eine weitere Steigerung, auch wenn sie „nur“ zusätzliche rund 2 Prozent betragen würde, nicht empfehlenswert. Kocher fordert vielmehr Prämien für GeringverdienerInnen für die betriebliche Altersvorsorge, sowie Steuererleichterung für alle anderen ein. Darüber hinaus sollte ein flexibleres Pensionsantrittsalter, mit klar definierten Zu- und Abschlägen, ermöglicht werden.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde dargelegt, dass, wie Studien beweisen, Menschen durchaus bereit wären, besser vorzusorgen, nur wissen sie nicht wie. Gerade für sie wäre es eine gute Möglichkeit die bAV automatisch, mit einer Opt-out Klausel, vorzuschreiben. Zusätzlich sollte eine Option gegeben werden, die Abfertigung in eine Pensionszusage überzuführen. Dazu fehlen aber die nötigen einfachen und verständlichen Rahmenbedingungen. Wenn die staatliche Pension durch eine betriebliche und private Altersvorsorge ergänzt würde, könne eine gute Risikoverteilung erzielt werden, da solche eine Diversifikation eine gute Absicherung bietet. Gefordert wurde auch eine Absicherung für EPUs, deren Anteil in der Gesellschaft immer größer wird, anzudenken.

Einen interessanten Einblick in die Anlagepolitik gab Frank Schwarz, Portfolio Manager von Mainfirst, in seinem Vortrag über die Weltwirtschaft im Jahr 2025. Er erläuterte in welche Unternehmen, bzw. Branchen man jetzt investieren sollte, da diese so innovativ seien, dass sie auch 2025 noch eine relevante Rolle spielen werden. So z.B. Plattformen, Technologie- aber auch Luxusgüterunternehmen sieht er im Vorteil. Gleichzeitig veranschaulichte er aber auch, welche Unternehmen aus heutiger Sicht eher nicht mehr im Portfolio aufscheinen sollten, da die Beschleunigung der Adaptionsentwicklung für diese zu rasch geworden sei und sie daher eher nicht mithalten werden können. Z.B. Transport, Versorge- und Telekommunikationsunternehmen sollte man demnach eher meiden. China, so ist Schwarz überzeugt, wird zu den USA aufschließen, das dortige Potenzial sei enorm.

Dass sich die Marktteilnehmer zunehmend mehr mit dem Thema ‚Nachhaltigkeit‘ auseinandersetzen müssen, mahnte Volker Weber, CEO des Forums Nachhaltige Geldanlage aus Berlin, ein. Eine verbindliche Roadmap für die Einbindung der Finanzwirtschaft in die Nachhaltigkeitsthematik sei dringend gefordert, damit auch diese die Ziele des Pariser Klimaziel-Abkommens unterstützen könne.

Martin Koch, Policy Officer in der Europäischen Kommission-Generaldirektion FISMA in Brüssel, stellte den EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums vor. Die 10 Aktionsfelder reichen von der Klassifizierung für nachhaltige Aktivitäten bis hin zu einer besseren Förderung nachhaltiger Unternehmensführung und langfristigerem Denken auf den Kapitalmärkten. Erste Aktionen seien bereits in Umsetzung. Dabei spielen vor allem Transparenz und Verlässlichkeit eine Rolle, wie  in der anschließenden Podiumsdiskussion evident wurde. Wobei durchaus konträr diskutiert wurde, da man vor der ausufernden Regelungsdichte der EU warnte, allerdings aber auch darauf hinwies, dass die derzeitigen Regelungen die Nachhaltigkeit be- bzw. sogar verhindern würden.

Noch beim anschließenden Galadiner wurde ausgiebig weiter debattiert. Bereits im Juni 2019 findet mit dem Institutionellen Altersvorsorgegipfel die nächste große Veranstaltung von Barbara Bertolini mit hochrangigen und angesehenen Gästen aus dem deutschsprachigen Europa statt.

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