Bernhard Schöch: Sagt der Techniker zum Betriebswirt...

Bernhard Schöch: Sagt der Techniker zum Betriebswirt...
Bernhard Schöch

IT und Betriebswirtschaft sprechen nicht unbedingt dieselbe Sprache. Bernhard Schöch und Massimo Verza haben das nicht nur erkannt, sondern bieten auch die Lösung für dieses Kommunikationsproblem, denn ihr 2009 gegründetes Beratungsunternehmen AccliN ist sozusagen der Übersetzer zwischen der IT-Abteilung eines Unternehmens und den verschiedensten Fachabteilungen. Im Gespräch erklärt Bernhard Schöch, warum das Problem meist nicht bei der Software liegt, wie man auch im Flugzeug Kunden gewinnen kann und was es mit der Biologie und dem Handball auf sich hat.

Darf ich gleich zu Beginn fragen: Was heißt eigentlich AccliN?
AccliN hat sich aus unserem ehemaligen Namen entwickelt: Die Firma hieß anfangs nämlich Acclivis – das kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Bewegung nach oben, Fortschritt und wir wollten ja einen Schritt vorwärts machen. Es gab dann aber Probleme, weil der Name schon vergeben war. Die Idee hat uns dennoch gefallen und so wollten wir den neuen Namen zumindest an Acclivis anlehnen und da acclinare – wiederum Latein – auf Deutsch anlehnen heißt, sind wir auf AccliN gekommen. Ich gebe zu: Der Name wird oft hinterfragt, aber die Story dahinter passt.

AccliN ist der Übersetzer zwischen der IT- und der Fachabteilung – heißt es auf Eurer Homepage. Wie kann ich mir das vorstellen?

Wir sind alle Betriebswirte, haben aber auch viel Erfahrung im IT-Bereich. Mein Geschäftspartner Massimo Verza ist seit über 20 Jahren in diesem Feld tätig, ich seit über zehn Jahren. Bei mir fing das im Grunde mit meinem ersten Job an. Bei Blum wurde ich nämlich direkt nach dem Studium ins kalte Wasser geschmissen und war als gelernter Betriebswirt für Analyse, Konzeption und Entwicklung der unternehmensweiten Planungs- und Reporting-Umgebung verantwortlich. Heute weiß ich, dass mir nichts Besseres hätte passieren können, weil ich nun einerseits den Techniker verstehe, kenne die Regularien der Software und weiß, was möglich ist und was nicht. Andererseits verstehe ich etwa auch den Controller, den Geschäftsführer oder den externen Partner – kurz: die betriebswirtschaftliche Seite, die natürlich genauso ihre Ansprüche und Wünsche hat, sich aber eben oft schwer tut, wenn es um die Kommunikation mit dem Techniker geht. Dass diese beiden Abteilungen unterschiedlichen Sprachen sprechen, ist eine Tatsache. Trotzdem wird das vielfach totgeschwiegen und da entstehen Probleme.

Und da kommt der Übersetzer ins Spiel...

Ja und zwar indem wir in erster Linie beratend tätig sind. In weiterer Folge begleiten wir unsere Kunden aber oftmals auch im Bereich der Umsetzung. Am Anfang steht allerdings ein offenes Gespräch, bei dem wir übrigens weder Laptop noch Präsentation mitbringen. Uns geht es viel eher darum, zuzuhören, Fragen zu stellen, etwa wo sich der potenzielle Kunde in drei Jahren im Hinblick auf die IT sieht. Und ich sage ganz bewusst „potenzieller Kunde“, denn selbstverständlich gibt es ab und zu Dinge, die wir nicht umsetzen können. Dann versuchen wir zumindest einen unserer Partner ins Spiel zu holen und so weiterzuhelfen.

Das Problem liegt also nicht immer in der Software selbst?

Nein, meist liegt es im Ablauf. Allerdings gilt generell: Eine Software kann noch so gut sein. Damit sie jedoch schlussendlich optimal wirken kann, muss das Umfeld passen. Die Software ist nur Mittel zum Zweck.

Aber Sie können Ihren Kunden ja nicht ständig als „Dolmetscher“ zur Seite stehen?
Stimmt. Daher bekommen sie am Ende der Analyse und Evaluierung unter anderem ein Lasten-Pflichten-Heft, das dabei hilft, die Ziele entsprechend den Rahmenbedingungen zu erreichen. Danach kann der Kunde entscheiden: Will er nur diesen ersten Schritt mit uns gehen oder will er, dass wir ihn weiterhin begleiten. Das heißt: Sollen wir nur die Kommunikationsprobleme zwischen IT- und Fachabteilung aufdecken und den organisatorischen Bereich neu aufstellen oder sollen wir etwa auch die Einführung einer neuen Software in die Wege leiten? Übrigens treten wir stets als eine Art Generalunternehmen auf. Der Kunde hat also nur einen Ansprechpartner – und das sind wir.

Übersetzen Sie nur in Deutsch? Ich meine, kommen Eure Kunden vorwiegend aus der Region?
Größtenteils sind wir hier im Vier-Länder-Eck tätig, ja. Das hängt auch damit zusammen, dass wir doch ein relativ kleines Team sind. Aber wir versuchen natürlich genauso, Chancen zu nutzen und über den regionalen Tellerrand hinauszuschauen. Und diese Chancen ergeben sich manchmal in Momenten, in denen man gar nicht daran denkt. Beispielsweise ist einer unserer Mitarbeiter auf einem Flug in die USA mit dem CEO eines US-amerikanischen Unternehmens ins Gespräch gekommen, der von dieser Mischung aus technischem und betriebswirtschaftlichem Verständnis begeistert war. Und aus seiner Sicht scheint es in diesem Bereich doch ein größeres Potenzial in den USA zu geben.

Und diese Chance haben Sie genutzt?
Kann man so sagen. Jedenfalls fällt im Mai der Startschuss für das Projekt mit dieser US-Firma. Wenn das gut läuft, werden wir unsere Fühler sicher noch ein bisschen weiter nach Übersee ausstrecken.

Woher kommt eigentlich das Interesse für den IT-Bereich? Immerhin haben Sie ja ein paar Semester Biologie studiert...

Ja, irgendwann habe ich mal Biologie studiert (lacht). Und im Prinzip hätte es mich sehr wohl interessiert bzw. war ich im BORG der Meinung, dass mich das interessieren könnte. Es lag auch weniger am Fach selbst, sondern vielmehr daran, dass ich gleich zu Beginn des Studiums in zwei Proseminare nicht hineingekommen bin, was mich ein, zwei Semester zurückgeworfen hätte. Da dachte ich mir: Das kann’s nicht sein! Also habe ich einige Kurse an der Wirtschaftsuni besucht, allerdings mehr, weil ich sehen wollte, ob der Studiengang Prozess- und Projektmanagement an der FH Dornbirn etwas für mich wäre. Und im nächsten Semester bin ich an die FH, was dann auch bestens gepasst hat, unter anderem weil ich an der FH ein fixes Ende vor mit hatte, was mir an der Uni gefehlt hat.

Ist das Interesse an der Biologie geblieben? Oder verbringen Sie auch Ihre Freizeit vor dem Computer?
Weder noch! Die Biologie war einfach ein, wenn man so will, lustiges Kapitel. Und der Computer bleibt am Wochenende in der Firma. Ich meine, wenn man selbstständig ist, ist die Firma natürlich auch in der Freizeit oft ein Thema und das ist durchaus gut so bzw. empfinde ich es nicht als Freizeitverlust – ich weiß ja, wofür ich arbeite.
Aber ich versuche sehr wohl, Abstand zu bekomme, etwa indem ich laufen gehe oder hin und wieder mit Kollegen Fußball spiele – mittlerweile auch schon eine Art „Alt-Herren-Runde“ (lacht). Außerdem bin ich sportlicher Leiter des Herrenbereichs der Feldkircher Handballer. Das bedeutet zwar schon, dass ich ein bisschen Mädchen für alles bin, was nicht abwertend klingen soll, denn ich bin dankbar für all die Wertschätzung, die ich da zurückbekomme. Außerdem ist es eine Art Familientradition: Mein Großvater war viele Jahre Obmann und meine Vater hat lange selbst gespielt. Für mich war es lange kein Thema, aber heute weiß ich, dass es eine gute Ablenkung vom Alltag bietet.
Im Job bzw. als Dienstleister ist man ständig in der Pflicht. Vor allem wenn man, wie ich, in der Beratungsbranche tätig ist. Das kann recht fordernd und hektisch sein. Oftmals wünscht sich der Kunde, dass man ihm zeigt, wie er etwas tun soll. Ich probiere dann immer wieder einen anderen Weg zu gehen, dem Kunden Möglichkeiten aufzuzeigen und in einer gemeinsamen Diskussion mit ihm eine Lösung zu finden. Ich selbst gehöre nämlich nicht zu den Menschen, die gerne vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Daher möchte ich auch meinen Kunden die Entscheidung überlassen. So oder so, kann es im Job eben hektische Zeiten geben und da tut es gut, wenn man in der Freizeit abschalten kann.

Eine Frage zum Schluss: Glauben Sie, dass uns der Computer irgendwann einmal das Denken abnehmen wird?
Ehrlich gesagt, nein. Ich denke, das Bauchgefühl wird immer eine Rolle spielen. Und ein gutes Bauchgefühl ist besser als so manche Zahlen!

Factbox
Mag. (FH) Bernhard Schöch (36)


  • Geschäftsführender Gesellschafter der AccliN GmbH, Dornbirn (www.acclin.eu)
  • FH-Studium Prozess- und Projektmanagement
  • Hobbys: Joggen, Fußball, Handballverein Feldkirch
  • Lebt mit seiner Frau in Feldkirch

Auf Social Media Teilen:          

AccliN GmbH

  Hofsteigstrasse 30, 6922 Wolfurt
  Österreich
  +43 5574 90344
  office@acclin.eu
  http://www.acclin.eu

Logo AccliN GmbH

Könnte Sie auch interessieren