«Der Baum ist Sinnbild von (Um-)Weltschutz» | Gastinterview mit Bernhard Schmid

«Der Baum ist Sinnbild von (Um-)Weltschutz» | Gastinterview mit Bernhard Schmid
Bernhard Schmid, Schreiner und Holzkünstler Künstler-Holzgestalter

Künstler-Holzgestalter Bernhard Schmid aus Rettenbach (DE) beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit Bäumen. Als Künstler erschafft er Möbel und Skulpturen, in denen die Eigenarten und die Sprache des Baumes hörbar bleiben. Die Beschäftigung mit dem Baum als Lebewesen ist für ihn auch der Schlüssel zu einem nachhaltigen Umgang mit der Natur.

Bernhard Schmid, weshalb konzentrieren Sie sich insbesondere auf Holz?
Ich wurde hineingeboren in die mir notwendigen Lebensumstände als Voraussetzung für mein Werden und heutiges Sein. Aus dieser Prägung heraus verband ich mich Bäumen von Anbeginn. Sie gaben mir, was ich brauchte. Und so schlug ich folgerichtig mit der Ausbildung zum Schreiner den Weg der Arbeit mit Holz ein.

Sie sind gelernter Möbelschreiner. Wie kam es, dass Sie den Weg vom Schreiner zum Künstler gewählt haben?
Aus der täglichen Arbeit, aus der Hinwendung und Achtsamkeit, aus der beständigen Zwiesprache mit den Bäumen, mit dem Holz, erwuchs mir der Weg in die Kunst. Kunst ist meiner Meinung nach erst durch die Überwindung des vordergründig Materiellen möglich. Die Technik bzw. das Handwerk liefert die notwendigen Gestaltungsmittel für den Ausdruck der Empfindungen, der inneren Haltung, für welche das Werk steht.

Technologien haben sich in den letzten Jahrzehnten in diversen Bereichen stark weiterentwickelt. Welchen Einfluss hatte dies auf Ihre Tätigkeit?
Die verfügbaren Technologien verschaffen mir schlicht die notwendige Zeit für die Reflexion über den achtsamen, wertschätzenden Umgang mit unseren Ressourcen. Dass ich mich einer hochentwickelten Technik bedienen kann, wirkt sich nur vorbereitend auf mein Werk aus. Die eigentliche Arbeit, die auch ihren Ausdruck in langwieriger Handarbeit findet, liegt im Erspüren des Baums, im Erfassen seines Werdens innerhalb seiner Lebensbedingungen und im Begreifen dessen, was er ausdrückt.

Naturschutz und Nachhaltigkeit werden als Themen laufend wichtiger. Welche Rolle nimmt der Werkstoff Holz dabei ein?
Der Baum ist für mich Sinnbild von Nachhaltigkeit und (Um-) Weltschutz. Er lehrt mich eine umfassendere Dimension für unser Handeln. Ein Baum passt sich den Gegebenheiten seines Standorts an, er nutzt all seine Wachstumschancen. So überlebt er – und bringt durch sein Dasein emotionale Wärme in eine immer technisiertere Welt.

Die NTB beschäftigt sich mit diversen Anwendungen von Werkstoffen, auch im Bereich Holz. Wo sehen Sie diesbezüglich Potenzial?
Menschen nutzten Holz als Werkstoff schon in allen Bereichen des Lebens. Vor über 60 Jahren spielte es auch in Deutschland noch eine grosse Rolle, bis es von Kunststoffen weitgehend ersetzt wurde. Hier finden wir alle Anregungen für Innovationen in Kombination mit den heutigen weiterentwickelten technischen Möglichkeiten. Vor allem in der Reduktion des Einsatzes von Kunststoffen.

In welchen Bereichen wünschen Sie sich eine Weiterentwicklung dieses Werkstoffs?
Holz ist ein Naturstoff, nichts Gefertigtes, sondern Gewachsenes. Wie wollen Sie die Vollkommenheit der Schöpfung optimieren? Verarbeitungstechnologien, die Holz in noch grösserem Masse verwert- und einsetzbar machen, kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Etwas anderes scheint mir wesentlich, nämlich Holz überhaupt wieder vorrangig als Werkstoff einzusetzen. Allein seine Fähigkeit, CO₂ in grossen Mengen zu speichern, macht es unendlich wertvoll. Vor allem aber kann die Auseinandersetzung mit dem Baum unsere Beziehung zur Natur, zum Leben und zu uns selbst in ein Gleichgewicht bringen.

http://kuenstler-holzgestalter.de

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