Die Folgen der Digitalisierung bei der Enquete der ARGE Vorarlberger Erwachsenenbildung

Die Folgen der Digitalisierung bei der Enquete der ARGE Vorarlberger Erwachsenenbildung
Der Vorstand der ARGE Erwachsenenbildung v.l.n.r: Sefan Fischnaller, Elisabeth Schwald, Hans Rapp und Christian Kopf – 2.v.l. Dr. Rudolf Egger, Universität Graz und 3.v.l. Landesräting Dr. Barbara Schöbi Fink.

Bregenz (A) Der Grazer Bildungswissenschafter Univ. Prof. Dr. Rudolf Egger sprach am Empfang der Vorarlberger Landesregierung für die hiesige Erwachsenenbildung zu den Folgen der vielbesprochenen Digitalisierung für die Erwachsenenbildung. Seine These: auch wenn sich die Formate und Leitmedien der Gesellschaft verändern, ändern sich die Anforderung an die Lernprozesse wenig. Insbesondere im Hinblick auf den ländlichen Raum plädiert er dafür, Räume für Bildungsprozesse von Jugendlichen und Erwachsenen zu schaffen.

Arbeit an und mit Werten
Bildungsanbieter stehen in Zeiten von YouTube, Facebook, WhatsApp oder MOOCs vor vielen neuen Herausforderungen. Das Internet ist heute dabei lebensweltlich gesehen das neue Leitmedium. Wer würde noch ein Hotel buchen, das kein WLAN anbietet? Wer verzichtet auf Suchmaschinen oder Streamingdienste im Alltag?

Reicht es aus, wenn wir nur genügend Materialien, Lernressourcen über das im Internet verfügbar machen? Hilft uns diese Netzwelt tatsächlich, dass wir kompetentere Handelnde und InterpretInnen unserer Welt werden? Oder machen die Fülle und Organisationsstruktur von Gruppen im Netz es nicht schwer, ein übergreifenden „Wissen von der Welt“ zu erarbeiten?'

Viele Studien zeigen, dass sich das Lernen, die genaue Aneignung von Welt, gegenwärtig zwar in den Lernformaten, aber kaum in den Prozessen geändert hat, betont Prof. Dr. Egger in seinem Referat. Es geht in diesen Prozessen immer um Werte. Es geht auch heute darum, Voraussetzungen dafür zu schaffen, die riesigen Informationsmengen in lebensnahe Lernprozesse zu überführen.  Damit dies geschehen kann, braucht es weiterhin seriöse Bildungsinstitutionen.

Zukunft gestalten
Die Welt wird nicht besser, solidarischer oder gerechter durch das Internet. All die neuen Medien, so sehr sie uns unseren Alltag oft auch erleichtern, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir etwas dafür einsetzen müssen, damit die Dinge sich so entwickeln, wie wir es wollen. Dazu braucht es für Egger gezielte Maßnahmen, damit wir gemeinsam lernend einen Weg in die Zukunft finden. Aufgabe der Politik auf Bundes, Landes, aber auch Gemeinde-Ebene ist es, für die unterschiedlichen Altersgruppen offene Räume zu schaffen, die zu Lernräumen für diese Herausforderungen werden können.

Bildung ist mehr als Schule und Universität
In seinen Dankesworten an das Land Vorarlberg blickte der Vorsitzende, Hans Rapp (KBW Vorarlberg) auf seine beiden Funktionsperionden zurück und hob drei Punkte hervor, die ihm wichtig geworden waren. Erstens betont er, dass die Diskussion über Bildung in Vorarlberg, aber auch in Österreich, immer auf die Schul-Bildung reduziert wird. Das ist im Hinblick auf die vielen Herausforderungen, die sich in einer dynamischen Gesellschaft stellen, verhängnisvoll. Lernen ist zu einem lebensbegleitenden Prozess geworden. Rapp sieht die Institutionen der Vorarlberger Erwachsenenbildung sehr gut dafür gewappnet, auch bildungsferne Milieus gut zu erreichen. In einem zweiten Punkt verwies er auf die hohe Flexibilität der Vorarlberger Erwachsenenbildung. "Dadurch ist es uns angesichts der Flüchtlingswelle gelungen, schnelle Hilfe ohne größere Aufstockung der Personalressourcen über die Jahre 2015-17 zu stemmen," so Rapp. "Einige Organisationen sind dabei sehr an ihre Grenzen gekommen. Wir haben improvisiert, vielleicht anderem etwas weniger Zeit zukommen lassen. Diese großartige Leistung war nur möglich, weil wir als einzelne Organisationen autonom handeln können und dadurch flexibel sind". In einem dritten Punkt beklagte der Vorsitzende der ARGE Vorarlberger Erwachsenenbildung die zunehmende Bürokratie insbesondere im Sozialversicherungsrecht, die für die Organisationen der Erwachsenenbildung für explodierende Verwaltungskosten sorgen. "Damit werden entweder neue Förderkreisläufe in Gang gesetzt, oder wir müssen die Kosten auf unsere TeilnehmerInnen abwälzen. Weil insbesondere bildungsferne Menschen hier besonderes preissensibel sind, laufen wir Gefahr, diese Zielgruppen auszuschließen. Das wäre ein sehr ungutes gesellschaftliches Zeichen", betont Rapp am Ende seiner Dankesworte und am Ende der Enquete der Vorarlberger Erwachsenenbildung.

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