Employer Branding war Thema beim Travel Industry Networking

Employer Branding war Thema beim Travel Industry Networking
Berend Tusch (vida), Karoline Klezl (Familie Querfeld), Harald Hafner (Travel Industry Club Austria), Ines Spiessberger (Hyatt Hotels), Alexander Zerkowitz (Prodinger Tourismusberatung)

Wien (A) Am 24. Oktober fand im Cafe Museum in Wien ein Travel Industry Networking zum Thema „Employer Branding“ statt. Dieses Thema fand und findet angesichts des Fachkräftemangels große Beachtung. Der Travel Industry Club Austria und die Expert:innen bei der Podiumsdiskussion stellten die Mitarbeiter:innen als Kund:innen in den Mittelpunkt der Überlegungen.

„Demografischer Wandel und die Digitalisierung sind die wichtigsten Treiber in einer sich ändernden Arbeitswelt“, meinte Harald Hafner, Präsident des Travel Industry Club Austria. Berend Tusch, Bereichsleiter Tourismus der Gewerkschaft vida verdeutlicht den Ernst der Situation, indem er sich nicht nur als Arbeitnehmervertreter sieht, sondern mittlerweile zum Botschafter für die Branche insgesamt avanciert.

Wir kennen die Anforderungen nicht gut genug!
Ein Problem, dass sich im Laufe der Diskussion herausstellte, war der Umstand, dass wir über die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen zu wenig wissen. Den Unternehmen mangelt es sowohl an impliziten also auch expliziten Mitteln und Methoden Mitarbeiter:innen zu qualifizieren. Das macht es schwierig eine „Employee Value Proposition“ zu entwickeln, meinte Alexander Zerkowitz von der Prodinger Tourismusberatung. Seine Erfahrungen in anderen Branchen zeigen auf, dass man dort bereits weiter ist. Obwohl die Gewerkschaft vida regelmäßige Befragungen durchführt, um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, wünscht sich Berend Tusch eine regelmäßige und systematische Befragung zur Mitarbeiter:innenzufriedenheit. Im Sinne der Qualitätssicherung kann er sich eine Form der Klassifizierung von Betrieben, ähnlich der Sternekategorisierung, vorstellen.

Die Kompensation ist nicht wettbewerbsfähig!
Auf den Punkt gebracht: „Geld ist nicht alles, aber mit zu wenig Geld ist alles nichts“. Die Forderung der Arbeitnehmervertreter die Kollektivlöhne auf Euro 2.000, - brutto zu erhöhen ist damit nachvollziehbar. Wie die Familie Querfeld gibt es Unternehmen, die über Kollektivlöhne bezahlen. Wie viele das genau sind ist unbekannt und sollte erhoben werden. Das gesamte Kompensationspaket bestehend aus fixen und variablen Bestandteilen sowie Zusatzleistungen gehört besser ausgelobt, meinte Karoline Klezl aus der Geschäftsführung der Familie Querfeld in Wien, wobei ihrer Meinung nach die Entlohnung an erster Stelle steht. Individualität in Sinne einer Work-/Life-Balance, ein an die Lebensphasen angepasstes Arbeitszeitmodell sowie die Berücksichtigung des Wertewandels sind weitere Aspekte eines ausgewogenen Kompensationspaketes. Während Transparenz und Fairness bei dem Thema in anderen Branchen normal zu sein scheint, hat die Travel Industry noch Aufholbedarf. War die Mitarbeiter:innen Fluktuation bereits vor der Pandemie mit 40% bis 50% hoch, so ist diese nach der Pandemie auf 70% bis 80% gestiegen. Eigentlich ein unhaltbarer Zustand, waren sich die Expert:innen einig.

Unsere Bemühungen reichen nicht aus!
Der Fachkräftemangel betrifft alle Branchen und nicht nur den Tourismus. Das Wettbewerbsumfeld um Talente ist aggressiver geworden, was die Bemühungen nicht erleichtert. Ines Spiessberger, Area HR Director bei Hyatt skizzierte die Vorgehensweise ihrer Marke und meinte, dass sich die Travel Industry wesentlich stärker engagieren sollte. 80% der neuen Mitarbeiter:innen werden in ihrem Fall über Plattformen wie Hotel Career rekrutiert, meinte sie und verwies darauf, dass diese bentutzerfreundlicher und für Mitarbeiter:innen noch attraktiver werden könnten. Das General Manager Council (GMC), eine Vereinigung von Luxushotels in Wien, hat dieses Jahr erhebliche Mittel für die Rekrutierung aufgewandt. Kooperation, als ein Weg die Kräfte zu bündeln und im Wettbewerb um Talente zu bestehen.

Interne Markenführung wird zu selten angewandt!
Mitarbeiter:innen insbesondere jene im direkten Gästekontakt erbringen die Leistung und treten als Gastgeber:innen auf. Dieser Umstand verdeutlicht, wie wichtig die interne Markenführung ist. „Employees first“ (Mitarbeiter:innen zuerst) lautet die Parole bei einigen internationalen Hotelmarken. Dabei achten diese auf eine markenorientierte Personalführung, die die Selektion, Integration, Entwicklung und Führung prägt. Die Bemühungen werden in Form von Organisationsstrukturen, unterstützenden Systemen und Unternehmenskultur zur Umsetzung gebracht. Die Expert:innen waren sich einig, dass wir im Tourismus viele dieser „Baustellen“ ansprechen, aber die notwendigen Maßnahmen nicht wirklich durchziehen. So sind z.B. Orientierungsschulungen für neue Mitarbeiter:innen, Train-the-Trainer Anwendungen für Führungskräfte, aber vor allem zeitgemäße Kommunikationssysteme die Gäste, Mitarbeiter:innen und das Management gleichermaßen einbeziehen noch eine Seltenheit.

Das Resumee der Diskussion war, dass sich die Travel Industry stärker um die Erwartungen der Mitarbeiter:innen kümmern muss, um wettbewerbsfähige Angebote, was Job und Kompensation betrifft, zu unterbreiten. Darüber hinaus sollten wir die Anstrengungen bei der Rekrutierung und Bindung von Mitarbeiter:innen maßgeblich erhöhen und professionalisieren. Dabei sind kooperative Modelle erfolgsversprechender als kompetitive Modelle. „Mitarbeiter:innen zuerst“ lautet die Parole, wenn es darum geht „Service Champions“ für unsere Branche zu gewinnen und zu behalten. Die Werkzeuge der internen Markenführung (Internal Branding) müssen eingesetzt werden, um markenkonformes Verhalten und Markenbegeisterung zu schüren.

Der Autor
Harald Hafner ist Präsident des Travel Industry Clubs und seit mehr als 40 Jahren in der Reiseindustrie tätig. Neben dem Start im Operativen landete er bald im Sales & Marketing, dabei auch bei Hilton und im Destination Management. Dann gründete er auch das eigene Unternehmen hotmama. Das steht für Hospitality & Tourism Marketing Management. Er versteht sich als Marketing- und Vertriebsexperte im Tourismus, seit 1990 ist er auch Vortragender, Trainer und Coach an Kollegs, Akademien und Fachhochschulen.

Geschichten erzählen – Kunst vs. AI
Geschichten erzählen (Storytelling) ist zu einer zentralen Aufgabenstellung in der Marktkommunikation geworden. Einfachheit bei Satzbau und Wortwahl, geordnete Struktur sowie inhaltliche und formale Prägnanz und Stimulanz sind jene Dimensionen die Texte verständlich machen. Bei diesem Networking zeigen wir Ihnen wie diese Aufgabenstellung ein Künstler im Vergleich zur künstlichen Intelligenz löst.

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