Wien Finanzen

Rezession und hohe Zinsen treffen vor allem den Immobilienmarkt. Das bringt aber nicht nur Herausforderungen sondern auch Chancen mit sich.

Wie beurteilen Sie die derzeitige Lage am österreichischen Immobilien Markt?
Der Markt ist erstaunlich stabil, dennoch sieht man einen Rückgang der Aktivitäten und der Preise und einige Projektentwickler haben mit den aktuellen Herausforderungen zu kämpfen.

Was sind die aktuellen Herausforderungen?
Die hohen Zinsen machen sehr viele Projekte unrentabel und die höheren Eigenkapitalvorschriften sind für viele Entwickler kaum umsetzbar.

Dasselbe gilt für Käufer von Immobilien, zum Beispiel von Wohnungen, die derzeit nur sehr schwer Kredite bekommen. In den meisten Fällen scheitert es an dem geforderten Eigenkapital und an den hohen monatlichen Kreditbelastungen.

Gibt es auch Chancen in der jetzigen Marktphase?
Die Preise haben sich schon etwas korrigiert und es könnte auch noch ein Stück weiter nach unten gehen. Dennoch wird gerade in Österreich Wohnraum gebraucht und viele Menschen sehen die Immobilie immer noch als gute Wertanlage.

Nachdem derzeit weniger gebaut wird, wird es spätestens 2025 einen Mangel an Wohnungen geben. Die Projektentwickler, die trotzdem stark genug sind und zu bauen beginnen können, werden danach definitiv profitieren. Jetzt profitieren sie zudem von günstigeren Baukosten.

Sie vergeben mit ihrem Fonds Mezzaninkapital an Projektentwickler. Wie ist der Status bei diesen Finanzierungen?
Die meisten dieser Projekte laufen weiterhin zufriedenstellend. Teilweise gibt es Verzögerungen und längere Durchlaufzeiten. Wir haben bei der Vergabe von Mezzaninkapital vor allem auf die Lage der Projekte geachtet und uns zusätzliche Sicherheiten von den Projektentwicklern abtreten lassen.

Gibt es Projekte, die gegen ihre Erwartungen laufen?
In unserem Portfolio haben wir ein bis zwei Projektentwickler, die aufgrund der beschriebenen Marktsituation ihre Geschäftsstrategie anpassen müssen und wir erwarten, dass es hier teilweise zu kleineren Ausfällen kommen kann.

Wie monitoren Sie diese Situationen?
Die Projektentwickler liefern uns ein laufendes Reporting. Weiters sind wir mit ihnen im engen Austausch und versuchen auch in schwierigen Situationen zu unterstützen. Der Markt hat sich verändert und auch wir müssen auf diese Veränderungen reagieren. Das Wichtigste hierbei ist das Managen der Risiken.

Ist es noch möglich, Investoren für Mezzaninkapital zu begeistern?
Es ist definitiv nicht mehr so leicht wie noch vor zwei Jahren. Die Investoren sind verhalten und warten teilweise ab. Wir sehen aber auch die Chancen, die sich nun ergeben, wenn man antizyklisch investiert.

Man kann bonitätsstarke Projektentwickler dabei unterstützen die Chancen im jetzigen Umfeld zu nützen um bei der nächsten Boom-Phase überproportional zu profitieren.

Können Sie im Jahr 2023 die gute Performance der letzten Jahre halten oder müssen Investoren mit geringeren Renditen rechnen?
Wie schon erwähnt hat sich das Marktumfeld verändert und der Markt muss sich in dem rezessiven Umfeld neu ausrichten. Es ist auch unsere Aufgabe, die Projektentwickler bei diesen Herausforderungen zu unterstützen.

Wir streben im Jahr 2024 in jedem Fall wieder eine Ausschüttung an. Wahrscheinlich wird diese aber etwas geringer sein wie in den Jahren zuvor.

Wie gehen die anderen Mezzaninfonds mit dieser Situation um?
Es gibt einige schlechter geführte Fonds, die sich aus dem Markt zurückziehen. Parallel sondieren aber bereits erste Investorengruppen einen Markteinstieg aufgrund des verbesserten Chancen / Risiko Verhältnisses, das sich durch die Liquiditätsverengung ergibt.

Wir arbeiten ebenfalls an Möglichkeiten unsere Marktposition auszubauen. Durch geschicktes antizyklisches investieren besteht zudem die Chance auf steigende Erträge in den nächsten Jahren.

Was raten Sie Investoren, die weiterhin Appetit auf Mezzaninkapital haben?
Langsam wieder Positionen aufzubauen. Investieren in mehreren Tranchen und einen intensiven Austausch mit dem Fondsmanagement pflegen, um den Markt besser zu verstehen.

Wir stehen für solche Gespräche gerne zu Verfügung.

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