Gemeinwohl-Ökonomie trifft Fairtrade beim Forum Ethik & Wirtschaft in Mäder

Gemeinwohl-Ökonomie trifft Fairtrade beim Forum Ethik & Wirtschaft in Mäder

Mäder (A) Ethik und Erfolg gehen Hand in Hand. Sechs Vorarlberger Unternehmen und eine Gemeinde wurden für ihre gelebten Gemeinwohl-Werte ausgezeichnet. Diese Unternehmen und die Gemeinde haben 2019 auf der Grundlage von 20 Themenfeldern eine Gemeinwohlbilanz erstellt und sich einem Audit bzw. einer Peer-Evaluierung unterzogen. Die Themen Lieferkette, Finanzen, Mitarbeiter*innen, Kund*innen und das gesellschaftliche Umfeld standen dabei im Fokus der Bewertung. Leitwerte sind Menschenwürde, Solidarität und soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitbestimmung.

Die Auszeichnung fand bei bester Stimmung im J. J. Ender-Saal in Mäder statt. Über 200 Gäste tauschten sich rege zu diesem immer wichtiger werdenden Thema bis in die späten Abendstunden aus. Für das leibliche Wohl sorgte ein Buffet von regionalen und gemeinwohlorientierten Lieferanten (Gemeinwohlbetrieb Back Kultur und regionale Biobetriebe umaKumma).

Das Motto: Gemeinwohl-Ökonomie trifft FAIRTRADE
Im Unternehmen gelebte gesellschaftliche Werte sind ein hoher Garant für langfristige Krisenfestigkeit und stabilen Erfolg. So hat die Gunz Warenhandels GmbH, Mäder ihre gesamte Schokoladeproduktion auf FAIRTRADE umgestellt. Der gemeinnützige Verein FAIRTRADE Österreich wurde vor 25 Jahren gegründet und vergibt international einheitliche Siegel. Produkte mit dem Fairtrade-Siegel werden nach international definierten Standards angebaut und gehandelt. Die Einhaltung dieser Standards wird regelmäßig von einer unabhängigen Stelle kontrolliert.

Finanzwesen und Ethik - nicht auf den ersten Blick ein stimmiges Paar
In Vorarlberg haben wir das Glück, mit der Raiffeisenbank Lech und der Sparkasse Dornbirn gleich zwei gemeinwohlzertifizierte Banken zu haben.
Die Finanzkrise rund um das Jahr 2008 war für beide Unternehmen der Anlasse, es in Zukunft „anders machen zu wollen“. Einzelinteressen und Profitmaximierung, wo Eigennutzen an erster Stelle steht, ist ein nur kurzfristig wirksames Erfolgsmodell. Es ist eine schwierige und komplexe Aufgabe, den Finanzmarkt transparent zu gestalten, so die Erfahrungen aus dieser Branche. Schrittweise und mit der Unterstützung aller kann es gelingen, denn das Interesse der Kunden an nachhaltigen Finanzprodukten ist steigend.

Wer in der Wirtschaft tätig ist, trägt Verantwortung.
„Ich sehe es als unternehmerische Verpflichtung, dass die Themen fairer Handel, Ethik und Menschwürde in unserem täglichen Tun und Handeln an Bedeutung und Wichtigkeit gewinnen“, so Werner Gunz über seine Motivation in Sachen FAIRTRADE. Es ist ihm ein persönliches Anliegen, dass auch die schwächsten Glieder in der Lieferkette für ihre harte Arbeit gerecht entlohnt werden. Das FAIRTRADE-System basiert auf drei Säulen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung von Produzent*innenorganisationen, in den so genannten Entwicklungsländern (Globaler Süden).

Gemeinde Mäder - die erste Gemeinde, die bereits zum zweiten Mal zertifiziert wurde.
Mäder ist eine der Pioniergemeinden, die 2017 als eine der beiden ersten österreichischen Gemeinden einen Gemeinwohl-Bericht erstellt hat. Seitdem freut sich die Gemeinde über Besuche aus dem In- und Ausland. Eine Kleingemeinde aus Vorarlberg ist ins europäische Interesse gerückt.
Im Herbst 2019 schrieb die Gemeinde Mäder ihren zweiten Gemeinwohlbericht, in dem die Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen dokumentiert ist.

Die Solar-Manufaktur
Winkler Solar produziert seit Anfang der 1990er Jahre Sonnenkollektoren und Solaranlagen. Damit zählen sie zu den Pionieren in der Solartechnik - erfahren, nachhaltig und beständig. „Wir stellen alle wesentlichen Komponenten unserer Sonnenkollektoren selbst her, entwickeln alle Produkte selbst, und produzieren auf selbst gebauten Maschinen. Das heißt, wir wissen, was wir tun, und bleiben immer einen Schritt im Vorsprung“, so die Aussage von Martin Winkler. Die Solaranlagen werden praktisch immer nach den Wünschen der Kunden geplant und berechnet, denn nur so ist sichergestellt, dass aus hochwertigen Kollektoren auch ertragreiche Solaranlagen werden.

Der gerade Weg führt zum Erfolg.
"Vor mehr als 30 Jahren, war der 1. Schritt mein fester Wille und der Glaube an mich selbst, um aus einem Pionierbetrieb das jetzige Unternehmen zu schaffen", sagt Herbert Mittelberger. Und heute steht der Dorfelektriker in Götzis für beste Qualität und viel Erfahrung in seiner Branche.

EPU auf Erfolgskurs
Auch ein Einzelunternehmen kann eine Gemeinwohlbilanz schreiben. Headgate, ein verlässlicher Partner in der Unternehmensberatung, beschritt diesen bereits zum zweiten Mal Weg. „Dabei konnte ich zu meinem Erstaunen viele Elemente entdecken, die ein EPU bestens umsetzen kann“, so Heinz Studer, Inhaber des Unternehmens.

Verantwortliches Wirtschaften ist uns wichtig
Bei den renommierten Unternehmen, die das Zertifikat erhalten, handelt es sich um kleine und mittlere Betriebe, denen verantwortliches Wirtschaften wichtig ist.
Diese Unternehmer*innen wissen, dass soziale Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg keine Gegensätze sind. Es ist vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels eine Überlebenschance. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen lieber in Unternehmen arbeiten, die etwas „Sinnvolles“ tun. Sinnstiftende Arbeit hat bereits einen hohen Stellenwert erreicht. Es ist den Mitarbeiter*innen immer wichtiger, dass sich die Unternehmer*innen auch um das Gemeinwohl kümmern und nicht nur um die Gewinne. Es ist beruhigend zu wissen, dass das Unternehmen dort einkauft, wo z.B. keine Kinderhände bei der Produktion des Rohmaterials mitgearbeitet haben.

Sind die Engagierten der Gemeinwohl-Ökonomie Weltverbesserer oder Realisten in Sachen Nachhaltigkeit?
Die Gemeinwohlökonomie hat sich bereits in den verschiedensten Branchen und Betrieben durchgesetzt. Inzwischen haben in Vorarlberg bereits mehr als 40 Unternehmen die Gemeinwohlbilanz geschrieben, viele davon haben bereits zwei oder mehrmals den Audit-Prozess durchlaufen.
Diese Unternehmen spüren eine nachhaltige Veränderung in ihrem Unternehmen, sie nehmen ihre Mitarbeiter*innen bei der Entwicklung des Unternehmens mit. Durch die kooperative Entscheidungsfindung kommen bessere Lösungen zustande, deren Umsetzung auf weniger Widerstand stößt. Die Mitarbeiter*innen gestalten aktiv mit und werden zu Botschafter*innen ihrer Arbeitgeber.

Wirtschaftskammer lädt zum Dialog
Die Akteur*innen sind sich einig: Die Gemeinwohl-Ökonomie als Erfolgs-Modell fördert die Verknüpfung von nachhaltigen Aspekten und wirtschaftlichem Erfolg. So steht der Verein zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie mit Obmann Gerhard Müller im guten Austausch mit der Wirtschaftskammer.
Durch gute Arbeit und gute Gespräche konnten wir das Vertrauen des Wirtschaftskammerpräsidenten Hans-Peter Metzler gewinnen. So ist eine fruchtbare Zusammenarbeit entstanden.

Die Jugend wurde gehört
… und das in zweifacher Weise.
Zum einen wurde der Abend musikalisch vom Horn-Ensemble Cornettos der tonart Musikschule unter der Leitung von Silke Allmayer umrahmt. Zum anderen wurde seitens des Gemeinwohlvereins Vorarlberg Kontakt zu allen mittleren und höheren Schulen aufgenommen, um diese zur Veranstaltung nach Mäder einzuladen.

Factbox
Gemeinwohl-Ökonomie trifft FAIRTRADE
Die neu zertifizierten Unternehmen und Gemeinde der
Gemeinwohlökonomie Vorarlberg:
•    Raiffeisenbank Lech (35 Mitarbeiter*innen)
•    Dornbirner Sparkasse (350 Mitarbeiter*innen)
•    Gemeinde Mäder (50 Mitarbeiter*innen)
•    Gunz Warenhandels GmbH, Mäder (100 Mitarbeiter*innen)
•    Dorfelektriker, Götzis (75 Mitarbeiter*innen)
•    Winkler Solar, Feldkirch (xy Mitarbeiter*innen)
•    Headgate, Blons (EPU)

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Verein zur Förderung der Gemeinwohlökonomie in Vorarlberg

  c/o Obmann Gerhard Müller, Badstraße 23, 6844 Altach
  Österreich

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