Immobilien Forum West 2014: Grundbedürfnis Wohnen muss erschwinglich bleiben

Immobilien Forum West 2014: Grundbedürfnis Wohnen muss erschwinglich bleiben
Vor dem Immobilien Forum West (von links nach rechts): Dr. Wolfgang Amann (IIBW), DI Michael Pech (Österreichisches Siedlungswerk), Dipl.-Vw. Andrea Kaufmann (Bürgermeisterin von Dornbirn), Dieter Bitschnau (wikopreventk), Landesrat Mag. Harald Sonderegger

Bregenz (A) Wie lässt sich das Grundbedürfnis nach Wohnen für möglichst breite Teile der Gesellschaft erschwinglich gestalten? Mit dieser Frage beschäftigten sich heute (13.03.) Experten aus Bau- und Immobilienwirtschaft, Politik und Wissenschaft sowie rund 150 Teilnehmer beim Immobilien Forum West 2014 im Festspielhaus Bregenz.

Diskutiert wurden Lösungsansätze und Strategien für leistbares Wohnen und wie sich die Kluft zwischen Anspruch und Realität in Zukunft verringern lässt.

Lösungen nur im Zusammenspiel aller Akteure

Wohnen kann nur wieder erschwinglicher gemacht werden, wenn Lösungsansätze von allen beteiligten Akteuren getragen werden. Im Eröffnungsinterview formulierte der Vorarlberger Landesrat Harald Sonderegger, in der Regierung auch für den Hochbau zuständig, die Rolle der Politik. Bei allen Förderungs- und Lenkungsmaßnahmen stünden drei Zielsetzungen im Vordergrund: Es gehe darum, das Grundbedürfnis nach Wohnen und keine Wunschträume zu erfüllen, dabei die natürlichen Ressourcen weitgehend zu schonen und politische Maßnahmen so zu setzen, dass sie einen möglichst breiten Teil der Gesellschaft erreichen.

Konkrete Maßnahmen sind gefragt

Eine Reihe von konkreten Maßnahmen und Strategien für leistbares Wohnen zeigten Wohnbauexperte Wolfgang Amann und Architekt Christian Aulinger auf. Ein wesentlicher Aspekt, um die Preisentwicklung am Markt positiv zu beeinflussen, sei ein ausreichendes Angebot an gefördertem Wohnraum, erläuterte Amann: „In Regionen, wo es ein großes Angebot an gefördertem Wohnraum gibt, sind auch die Preise auf dem freien Markt deutlich niedriger. Dies gilt sowohl für Mietwohnungen als auch für den Eigentumsbereich.“ Als Beispiele, wo leistbare Angebote die Preise im nicht-regulierten Bereich dämpfen, nannte Amann Ober- und Niederösterreich, während vor allem in Vorarlberg, im Tirol und in Salzburg noch Aufholbedarf bestehe. Die Überregulierung als Kostentreiber kritisierte Christian Aulinger, Vorsitzender der Architekten in der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten, und forderte eine Redimensionierung und Durchforstung des Normenbestandes sowie Änderungen im Entstehungsprozess von Normen: „Ein Problem stellt die ständige Neuauflage von Normen dar, auch begründet durch den ‚Vermarktungsdruck‘ der Institute, mit der Veröffentlichung von Normen Geld zu verdienen. Ein anderes Problem ist, dass vor einer Normsetzung keine verpflichtenden Folgekostenabschätzungen gemacht werden.“ Derzeit gebe es in Österreich rund 6.000 Normen für das Bauwesen, was es für Planer fast unmöglich mache, kostengünstigen Wohnraum zu schaffen. „Normen sind wichtig. Der Normenbestand sollte ein kompakter Werkzeugkoffer für Planer und Anwender sein. Momentan ist er ein riesiger Baumarkt“, so Aulinger, der das Einsparungspotenzial nach einer Durchforstung mit 15 bis 20 Prozent bezifferte.

Raumplanung als wichtiger Stellhebel
Die Raumplanung als wesentliches Steuerungsinstrument stand im Mittelpunkt des zweiten Themenblocks. Architekt Carlo Baumschlager skizzierte die Möglichkeiten der Verdichtung als Möglichkeit, Wohnraum erschwinglicher zu machen. „Wir müssen über Verdichtung aber im konstruktiven Dialog mit den Betroffenen sprechen und die Qualität moderner, verdichteter Bauweise aufzeigen, anstatt ständig abstrakt über Baunutzungszahlen zu diskutieren.“ Andrea Kaufmann, Bürgermeisterin von Dornbirn und Vizepräsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbandes, bezeichnete die Vertragsraumplanung als sehr gutes Instrument für Kommunen, zukunftsorientiert zu planen, um Boden verfügbar zu machen und damit Wohnraum zu schaffen. Als Trugschluss bezeichnete Hubert Rhomberg, Geschäftsführer der Rhomberg Holding, allerdings die Meinung, dass eine höhere Baudichte automatisch zu sinkenden Preisen führe. Man müsse bedenken, dass Verkäufer es bei der Veräußerung auch einpreisen würden, wenn größere Objekte errichtet werden.

Gezielter fördern
An der Wohnbauförderung wurde in der Vergangenheit kritisiert, dass diese etwa in Vorarlberg das Bauen verteuert habe, da sie durch eine Vielzahl von Richtlinien zu einem Regelungsinstrument geworden sei, anstatt ein Lenkungsinstrument für leistbaren Wohnraum zu sein. Dies, so der zuständige Landestatthalter Karlheinz Rüdisser, sei in der Neufassung durch eine Basisförderung mit definierten Zuschlägen und Anreizelementen geändert worden. Den Lenkungseffekt in Richtung verdichteter Bauweise erfülle die Wohnbauförderung ebenfalls, da nur noch rund 20 Prozent der geförderten Objekte Einfamilienhäuser seien. Abgesehen davon wäre es im Sinne der Schaffung von Wohnraum auch wichtig, leerstehende Wohnungen auf den Markt zu bringen, betonte Rüdisser. Markus Hagen, Präsident der Vorarlberger Eigentümervereinigung, sprach von geschätzten 10.000 Wohnungen, die in Vorarlberg aktuell nicht bewohnt würden. „Ein Hemmschuh ist in jedem Fall das Mietrecht, das geändert werden muss, um den Anreiz für Eigentümer zu steigern, leerstehende Wohnungen zu vermieten“, so Hagen.

Weitere Schwerpunkte im Programm
Einen Schwerpunkt des Nachmittagsprogramms beim Immobilien Forum West 2014 bildete das Modell des Pfandbriefpoolings zur Senkung der Refinanzierungskosten bei Wohnbaukrediten. Über Initiative der Hypo Landesbank Vorarlberg zeigte Jörg Schmid von der Pooling Solutions AG in Zürich am Schweizer Vorbild des Pfandbriefpoolings, wie Banken über den Weg einer günstigeren Refinanzierung zur Wohnbauförderung beitragen können. Über die praktischen Erfahrungen in der Kombination von sozialem und frei finanziertem Wohnbau und wie diese Modelle erfolgreich in die Realität umgesetzt werden können, sprach Michael Pech, Vorstand des Österreichischen Siedlungswerkes. Preis und Wert nachhaltigen Bauens sowie den Sinn zielgerichteter Förderungen zeigte Karl Torghele, Geschäftsführer von Spektrum – Zentrum für Umwelttechnik und Präsident des Österreichischen Instituts für Baubiologie und -ökologie, auf. Dabei unterstrich er vor allem die Bedeutung von Lebenszyklusbetrachtungen, um wirtschaftliche und ökologische Vorteile identifizieren und kombinieren zu können.

Das Immobilien Forum West
Das Immobilien Forum West ist die führende Fachveranstaltung in Westösterreich, bei der wichtige Trends in der Bau- und Immobilienwirtschaft aufgezeigt und Zukunftsthemen der Branche näher beleuchtet werden. Das Immobilien Forum West findet seit 2009 abwechselnd in Innsbruck und Bregenz statt.

Das Immobilien Forum West 2014 wird vom Kommunikationsberatungs-unternehmen wikopreventk in Zusammenarbeit mit Land Vorarlberg, Wirtschaftskammer Vorarlberg, Rhomberg Bau, Hypo Landesbank Vorarlberg und Vorarlberger Eigentümervereinigung veranstaltet.

Weitere Informationen unter www.immoforumwest.at und www.wikopreventk.com.

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