Nachhaltig Bauen und Sanieren in Tirol: 53 Vorzeigeprojekte mit 78 Gebäuden ausgezeichnet

Nachhaltig Bauen und Sanieren in Tirol: 53 Vorzeigeprojekte mit 78 Gebäuden ausgezeichnet
Eigenheim im Nusshain, Gnadenwald: Bruno Oberhuber (Energie Tirol), Bettina Bergauer (BMK), Gerald Flöck, LHStv. Josef Geisler

Innsbruck (A) Vom ökologisch errichteten Eigenheim über das klimaaktiv sanierte denkmalgeschützte Gebäude bis zum Zero-Emission-Quartier: Insgesamt 78 Gebäude wurden am 7. Dezember 2022 im Rahmen des Energiedialogs „Nachhaltigkeit muss beflügeln“ in der Innsbrucker „Bäckerei — Kulturbackstube“ vom Klimaschutzministerium ausgezeichnet. 16 der Vorzeigeprojekte wurden im Detail präsentiert und für die Einhaltung der besonders hohen und anspruchsvollen Qualitätskriterien des klimaaktiv Gebäudestandards gewürdigt.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Sanierungsprojekte wie jene in Tirol zeigen, wie nachhaltige Architektur gehen kann. Ich möchte mich bei allen Beteiligten herzlichst bedanken. Sie leisten mit ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. Gemeinsam machen wir Österreich bis 2040 klimaneutral.“

Bettina Bergauer vom Klimaschutzministerium gratulierte allen Beteiligten aus den Bereichen Architektur, Planung, Bau und Deklaration: „Die Projekte und Gebäude zeigen deutlich: Nachhaltige Architektur ist mittlerweile ein fester Bestandteil heimischer Bau- und Sanierungsprojekte. Damit setzt Österreich und insbesondere Tirol wichtige Schritte in Richtung Klimaneutralität 2040. Ich bin beeindruckt vom herausragenden Engagement aller Beteiligten. Sie tragen dazu bei, dass die Zahl der klimaaktiven Sanierungen und Neubauten stetig wächst und der klimaaktiv Gebäudestandard mittlerweile zu einem anerkannten und nachgefragten Maßstab in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz geworden ist.“

Josef Geisler, Landeshauptmann-Stellvertreter und Energielandesrat in Tirol, ergänzte: „Tirol ist und bleibt das Bundesland mit den meisten Gebäuden im klimaaktiv Standard. Rund 500 Gebäude wurden bislang nach den strengen Kriterien besonders energieeffizient und ökologisch gebaut oder saniert. Engagierte Entscheidungsträger:innen und Planer:innen können dabei auf die Tiroler Wohnbauförderung bauen.“

Anspruchsvolles Gütesiegel für herausragenden Klimaschutz
Unter den insgesamt 78 ausgezeichneten Gebäuden rangieren jene der Alpenländischen Gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft, die mittlerweile alle neu errichteten Gebäude in Gold – also dem höchsten klimaaktiv Gebäudestandard – deklariert und sich damit der Einhaltung besonders anspruchsvoller Kriterien für herausragenden Klimaschutz verpflichtet. Speziell punkten konnte auch die Neue Heimat Tirol. Sie ist Spitzenreiterin bei den Auszeichnungen für Deklarationen. Allein im heurigen Jahr wurden 25 Projekte mit 43 Gebäuden klimaaktiv deklariert; seit 2012 sind es insgesamt 165 Gebäude mit einer Bruttogeschoßfläche von 290.000 m2. Besonderen Applaus erhielt zudem das Projekt „Schulgarten – Aktive Montessorischule Telfs“ für die umfassende thermische Gebäudesanierung nach dem klimaaktiv Silber-Standard. Als weitere Leuchtturmprojekte wurden die Errichtung eines Eigenheims im Einklang mit dem umgebenden, fast 100 Jahre alten Baumbestand in der Gemeinde Gnadenwald sowie die Sanierung des denkmalgeschützten Knappenhauses Reith bei Kitzbühel ausgezeichnet.
 
Bereits mehr als 1.230 Gebäude mit dem klimaaktiv Gütesiegel
„Mit der Zahl der ausgezeichneten Projekte und Gebäude erreicht die Gesamtbilanz von klimaaktiv-zertifizierten Objekten einen neuen Höchststand. Mittlerweile tragen bereits mehr als
1.230 Gebäude in ganz Österreich das klimaaktiv Gütesiegel“, freut sich Bruno Oberhuber, Geschäftsführer von Energie Tirol und Regionalpartner von klimaaktiv Bauen und Sanieren. Zu den wichtigsten Kriterien des klimaaktiv Gebäudestandards, dem im Bereich Klimaschutz wohl anspruchsvollsten Gütesiegels Europas, zählen Standort und Infrastruktur, Energie und Versorgung, Baustoffe und Konstruktion sowie Komfort und Raumluftqualität. Durch die Steigerung der Marktanteile von ökologischen und energieeffizienten Gebäuden in Österreich soll ein wichtiger Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele in Österreich geleistet werden.

Im Rahmen der klimaaktiv Auszeichnungsveranstaltung am 7.12.2022 präsentierte Projekte:

Eigenheim im Nusshain in Gnadenwald
Bei St. Martin in Gnadenwald entstand im Einklang mit der Natur, im Schatten eines großen Nussbaumes, ein Einfamilienhaus mit 125 m² Wohnfläche auf 2 Etagen. Der Erhalt des ca. 100 Jahre alten Baums stand bereits bei der Planung im Vordergrund, und auch in der Bauphase wurde penibel auf die Schonung von Krone und Wurzelbereich Wert gelegt. Das Gebäude erreicht höchste Dämmstandards, wird mit einer Luftwärmepumpe beheizt und über eine Komfortlüftung mit Frischluft versorgt. Zudem wurde der Fokus auf ökologische Baustoffe (18 Tonnen Lehmputz und 80 m2 Jute-Gefachdämmung aus alten Kaffeesäcken) sowie eine Dachbegrünung mit Sedumsprosse gelegt. Das Gebäude verfügt über eine PV-Anlage mit 6,4 kWp.

Denkmalgeschütztes Knappenhaus Reith bei Kitzbühel (Sanierung)
Das unter Denkmalschutz stehende Knappenhaus wurde einer umfassenden Sanierung unterzogen. Die Beheizung des Gebäudes erfolgte durch eine Sole-/Wasserwärmepumpe. Der Heizwärmebedarf verringerte sich nach der Sanierung um ca. 80 %. Die vorrangige Zielsetzung war die Erhaltung des Gebäudes und Instandsetzung einer Wohnnutzung. Neben der energetisch hochwertigen Sanierung sowie einem Fenstertausch bzw. einer Fensterrevitalisierung wurde eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung nachgerüstet. Besonderheit: Es handelt sich um eines der ersten denkmalgeschützten Wohngebäude, das eine klimaaktiv-Gold- Deklaration umgesetzt hat. Die Sanierung ist in enger Absprache mit dem Bundesdenkmalamt erfolgt.

Haus Madreiter, Schwaz (Sanierung)
Die Außenwände des zweigeschoßigen Einfamilienhauses wurden in Massivholz mit Zellulosedämmung ausgeführt, die tragenden Innenwände sind ebenfalls aus Massivholz. Nicht tragende Innenwände wurden in Riegelbauweise erstellt. Das Dach ist als Hohlkasten mit Zellulosedämmung ausgeführt. Die Energieversorgung wurde mit einer Wärmepumpe mit Tiefenbohrung und Warmwassermodul konzipiert, die Wärmeverteilung erfolgt über eine Fußbodenheizung. Zusätzlich weist das Haus eine kontrollierte Wohnraumlüftung auf.

Haus Krißmer, Tarrenz (Sanierung)
Das Einfamilienhaus wurde ursprünglich im Jahr 1935 errichtet. 2021 erfolgte eine umfassende thermische Gebäudesanierung sowie die Umstellung des bestehenden Heizsystems auf eine Luft-Wärmepumpe.

Wohnanlage T430, Matrei am Brenner
Es handelt sich um eine Wohnanlage mit 9 Mietwohnungen in Massivbauweise. Die Energieversorgung erfolgt mittels Wärmepumpe. Alle neu errichteten Wohnungen verfügen über eine Komfortlüftungsanlage.

Wohnanlage Dorf, Karrösten
Die Wohnanlage umfasst 16 Mietwohnungen bestehend aus 2 Baukörpern. Auch diese Wohnanlage ist mit einer Wärmepumpe und einer Komfortlüftungsanlage ausgestattet.

Südtiroler Siedlung, Wörgl
Es wurde ein Neubau in Passivhausbauweise mit 46 Mietwohnungen errichtet. Die Energieversorgung erfolgt mittels Fernwärme. Die Wohnungen werden durch eine zentrale Lüftungsanlage und Warmwasseraufbereitung versorgt. Die Wärmeabgabe erfolgt über Heizkörper. Es handelt sich um Tirols erstes Zero-Emission-Quartier gemeinsam mit der Gemeinde Wörgl und den Stadtwerken Wörgl in 3 Bauabschnitten. Der 1. Bauabschnitt wurde ebenfalls in Gold deklariert, der 3. befindet sich in Bau.

Südtiroler Siedlung, Telfs
Es handelt sich um ein mehrstufiges Bauvorhaben mit insgesamt 6 Gebäuden. Alle Gebäude werden mit einer Pelletsheizung versorgt. Hier ist zusätzlich die Ressourcenschonung durch Reconstructing erwähnenswert, also Neubau auf altem Bestand ohne zusätzlichen/neuen Bodenverbrauch. Darüber hinaus wurde nachverdichtet.
 
Campagne-Areal, Haus C und D, Innsbruck
Die beiden Gebäude fassen insgesamt 133 Wohnungen. In der Erdgeschoßzone eines Hauses befinden sich Flächen für Handel und Gewerbe. Großzügige Dachterrassen stehen allen Bewohner:innen zur Verfügung. Die beiden Gebäude sind auch Teil der klimaaktiv-Siedlungsdeklaration und wurden dafür bereits 2021 ausgezeichnet.

Wohnpark Mühlerfeld, Reutte
Das Haus H des Wohnparks Mühlerfeld wurde in Passivhausqualität errichtet und besteht aus einem Baukörper mit insgesamt 12 Wohnungen. Bei dieser Wohnanlage handelt es sich um die 3. von 5 Baustufen. In den folgenden Jahren sollen noch weitere Gebäude folgen und das weiträumige Gelände als autofreier Wohn- und Kunstpark ausgebildet werden.

Wohnpark Scheibe, Neustift im Stubaital
Es handelt sich um eine Wohnanlage bestehend aus 4 Baukörpern mit insgesamt 41 Wohnungen. Im an der Straße gelegenen „Wohnhaus“ werden im Erdgeschoß neben einem Geschäftslokal Räumlichkeiten für die Tagespflege angeboten. Darüber entstehen in 2 Ebenen Einheiten für betreutes Wohnen. Das Straßenhaus und 3 Wohnhäuser bilden einen gemeinschaftlichen großzügigen Wohnhof, ein Geschoß über der Straße gelegen. Dieser Wohnhof öffnet sich über die Ecken in die Landschaft und zum Ort. Die Häuser nehmen die Satteldachform der Umgebung auf, erreichen zwei bis drei oberirdische Geschoße und wurden mit einer Holzfassade versehen.

Wohnanlage Lehngasse 12, Imst
Das Wohnhaus mit insgesamt 11 Wohnungen wurde mit 3 Wohngeschoßen und einem offenen Parkdeck konzipiert. Das Gebäude ist Bestandteil des Gesamtprojekts „Lehngasse“, bei dem bereits 4 Gebäude fertiggestellt wurden. Die Energieversorgung erfolgt mit Biomasse.

Tiroler Versicherung
Die Tiroler Versicherung hat 2021 beschlossen, den klimaaktiv Gebäudestandard anzuwenden und ihren gesamten Bestand im klimaaktiv Sanierungsfahrplan unterzubringen. Der Sanierungsfahrplan ist erst seit Herbst 2022 Teil des Portfolios von klimaaktiv. Gemeinsam mit der Tiroler Versicherung wurde ein Pilotprojekt gestartet. Im ersten Schritt wurden 3 Neubauten und 3 Sanierungen deklariert, im Sanierungsfahrplan sind 16 in Bearbeitung, ein Neubau wird gerade umgesetzt. Dabei handelt es sich um den zentralen Neubau in Innsbruck, der nach dem klimaaktiv Gold-Standard deklariert werden soll.

Planungsdeklaration Adlerloge, Kirchberg in Tirol
Geplant ist eine Holz-Hybridbauweise für 16 Wohneinheiten und eine Villa. Die Energieversorgung soll mit einer Grundwasserwärmepumpe erfolgen, welche mit einer Photovoltaik-Anlage kombiniert wird. Die Wohnungen sollen ebenfalls mit Komfortlüftungen ausgestattet werden. Alle Autoabstellplätze werden mit einer Wallbox für das Laden von E-Autos versorgt.

Residenz Berghof, Gschnitz (Sanierung)
Aus dem bestehenden Gasthof in Gschnitz mit einem Restaurant sowie Gästezimmern entstand eine Wohnanlage mit 9 Wohneinheiten. Umgesetzt wurde eine Generalsanierung mit thermischen Verbesserungsmaßnahmen. Die Energieversorgung erfolgt mittels Wärmepumpe, es wurde eine Komfortlüftungsanlage eingebaut.

Der SCHULGARTEN – Aktive Montessorischule Telfs (Sanierung)
Das Gebäude wird vom Verein „PUK-Plattform für Unterricht und Kultur“ als Montessori-Schule betrieben. Das Bauvorhaben umfasste eine thermische Gebäudesanierung. Das Erdgeschoß und erste Obergeschoß werden um einen Zubau im Norden erweitert, zusätzlich wurde im Dachgeschoß eine weitere Einheit errichtet. Der Neubau wird in Holzbauweise ausgeführt. Zusätzlich wurde das Heizsystem von fossil auf eine Luft-Wärmepumpe umgestellt. Ebenso wurde in der Schule eine Komfortlüftungsanlage eingebaut.

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