Optimismus unter NÖ Industriebetrieben zum Investitionsklima nimmt zu

Optimismus unter NÖ Industriebetrieben zum Investitionsklima nimmt zu
V.l.: Dr. Cornelius Grupp (Eigentürmer der CAG-Holding), KommR Sonja Zwazl (Präsidentin der Wirtschaftskammer NÖ) und Thomas Salzer (Präsident der Industriellenvereinigung NÖ).

St. Pölten (A) Insgesamt plant jedes dritte Unternehmen, verstärkt in den Standort Niederösterreich zu investieren. Im Vergleich zu 2014 wird das Investitionsumfeld positiver gesehen. Als größte Hemmnisse für Investitionen wurden die Personal- und Lohnkosten, Steuern und Abgaben sowie die Bürokratie genannt.

Laut Umfrage konnte mehr als die Hälfte (54,8 %) der Industriebetriebe ihre Investitionstätigkeiten am Standort Niederösterreich in den vergangenen zwölf Monaten steigern. Für die nächsten zwölf Monate geht ein Drittel von einer Steigerung des Investitionsvolumens aus. Im Zeitvergleich lassen sich deutliche Verschiebungen bei den Investitionsmotiven erkennen: In den vergangenen zwölf Monaten kam es verstärkt (76,2 %) zu Ersatzinvestitionen. In den kommenden zwölf Monaten rechnen die Betriebe jedoch verstärkt mit Verlagerungen in Erweiterungsinvestitionen (76,5 % bei der Frage nach Investitionszweck, Mehrfachangaben möglich). Auch Automatisierungsinvestitionen, etwa in Industrie 4.0-Anwendungen, werden laut der Umfrage steigen. Mehr als die Hälfte (52,9 %) der Unternehmen gaben an, in diesem Bereich in den nächsten Monaten Geld in die Hand zu nehmen.

Erfreulich ist, dass die Unternehmen das Investitionsklima positiver beurteilen als noch vor zwei Jahren. 14 Prozent der Betriebe sehen ein verbessertes Investitions-klima, 2014 lag dieser Wert bei nur 6 Prozent. Gleichzeitig sind die Pessimisten weniger geworden: Während 2014 noch 40 Prozent sagten, dass sich das Investitions-klima verschlechtert habe, waren heuer nunmehr nur noch 22 Prozent dieser Meinung. Abgefragt wurden jedoch auch jene Faktoren, die die Betriebe bei ihren Investitionen hemmen: 72 Prozent gaben die Personal- und Lohnnebenkosten als große Hürde an, gefolgt von den zu hohen Steuern und Abgaben sowie dem Bürokratie-Aufwand auf Bundesebene mit je 68 Prozent.

Bürokratie und Steuern als große Hemmschuhe
„Die Unternehmen brauchen eine vorausschauende und nachvollziehbare Gesetzgebung und Vollziehung. Nicht nachvollziehbar ist etwa das Kumulationsprinzip, also die Mehrfachbestrafung bei gleichartigen Übertretungen“, sagt Wirtschaftskammer NÖ-Präsidentin Sonja Zwazl. Als Beispiel führt sie an, dass eine Überschreitung der Arbeitszeit von fünf Minuten von sieben Arbeitnehmern an drei Tagen zu einer Strafe von 4.200 Euro (d.h. 7 x 3 x 200 Euro) führen kann. Bei einer GmbH mit drei Geschäftsführern wäre die Strafe sogar 12.600 Euro.

Einen weiteren Hemmschuh für Investitionen sieht die WKNÖ-Präsidentin in der hohen Abgabenquote, die derzeit in Österreich mit 43,8 Prozent weit über dem Wert der Eurozone von 41,2 Prozent liegt. Zwazl: „Die Senkung der Körperschaftssteuer von derzeit 25 auf 20 Prozent wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Wir stärken dadurch die Investitionskraft und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen.“

IV NÖ-Präsident Thomas Salzer kritisiert in diesem Zusammenhang die Diskussionen rund um eine Maschinensteuer oder Wertschöpfungsabgabe: „Der Blick auf Deutschland oder Korea zeigt, dass der Einsatz von Robotern nicht zwangsläufig Arbeitslosigkeit erzeugt.“ Um die Investitionen anzukurbeln, brauche es vielmehr einen Investitionsfreibetrag (IFB). „So könnte das BIP-Wachstum bis 2018 um mindestens 0,25 Prozent erhöht und rund 5.000 Arbeitsplätze pro Jahr geschaffen werden“, so Salzer. Die jüngst im Ministerrat beschlossene Investitionszuwachsprämie für Klein- und Mittelbetriebe (KMU) in der Höhe von insgesamt 175 Millionen Euro sei ein erstes positives Signal, das allerdings nur Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten weiterhelfe. Die größeren Unternehmen, die für zwei Drittel aller privaten Investitionen aufkommen, seien davon jedoch ausgeschlossen.

Arbeitszeitregelungen bremsen ebenfalls
Potenzial, um Investitionen voranzutreiben, sieht Salzer auch im Bereich der Arbeitszeitregelungen: „Ein großes Hemmnis für Investitionstätigkeiten ist laut Umfrage die mangelnde Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung. Das bestätigt einmal mehr unsere Forderung nach neuen Arbeitszeitregelungen.“ Dabei gehe es nicht darum, den Menschen die bezahlten Überstunden wegzunehmen. „Die Unternehmen wollen lediglich, dass ein zwölf-Stunden-Tag, wie er in der Praxis bei Auftragsspitzen dringend notwendig wäre, auch gesetzlich erlaubt ist. An der Wochen- oder Jahresarbeitszeit soll diese Flexibilisierung nichts ändern“, so Salzer.

Zur Umfrage
An der gemeinsamen Umfrage von Industriellenvereinigung NÖ und Wirtschaftskammer NÖ haben 82 Unternehmen mit insgesamt 22.187 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern teilgenommen. Erhebungszeitraum der Online-Umfrage: 22. August bis 30. September 2016.

Auf Social Media Teilen:          

Wirtschaftskammer Niederösterreich

  Wirtschaftskammer-Platz 1, 3100 St. Pölten
  Österreich
  +43 2742 851-0

Kein Logo vorhanden

Könnte Sie auch interessieren