Senat der Wirtschaft: Gipfeltreffen zur Europäischen Energiesicherheit in Wien

Senat der Wirtschaft: Gipfeltreffen zur Europäischen Energiesicherheit in Wien
v.l.n.r. Prof. Dr. Martin Selmayr, Priv.-Doz. Dr. Monika Kööpl-Turyna, Hans Harrer (Senat der Wirtschaft)

Wien (A) Europäisierung der Energiepolitik und Unabhängigkeit von Russland als Maßnahmen für Energiesicherheit und Standortstärkung.

Am 3. November fand ein Gipfeltreffen des Senat der Wirtschaft, gemeinsam mit der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich  und United Europe, zur Europäischen Energiesicherheit im Haus der Europäischen Union in Wien statt. Über 60 Unternehmerinnen und Unternehmer nutzten die Möglichkeit, ihre Lösungsvorschläge für ein gesichertes Europa mit den Vertreter:innen der Europäischen Kommission zu diskutieren.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat für die Europäer vieles verändert. Preise steigen exorbitant, die Sicherheit der Energieversorgung rückt in den Fokus. Russland setzt den Gashandel bewusst als Waffe ein, um Unsicherheit zu verbreiten und den europäischen Markt zu destabilisieren. So betont United Europe Präsident und Ex-EU Kommissar Günther H. Oettinger in seiner Eröffnungsrede die Wichtigkeit einer einheitlichen europäischen Lösung: “Die Energiekrise, welche sich aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine ergeben hat, erfordert eine Europäisierung der Energiepolitik und eine Überwindung nationaler Egoismen.”

Die Europäische Kommission arbeitet bereits an einem koordinierten Ansatz, dem REPowerEU- Plan, der u. a. dafür sorgen soll, dass die Gasreserven vor der Wintersaison aufgefüllt sind.
Österreich bezog in den vergangenen Jahren 80 % seines Erdgases aus Russland – eine äußerst hohe Abhängigkeit, die nur langsam durch Diversifizierung abgebaut wird. Laut einem Bericht der österreichischen Energieagentur könnte Österreich innerhalb von fünf Jahren auf russische Erdgasimporte, durch ein Zusammenspiel von mehreren Maßnahmen, verzichten (SMART GRID, dezentrale Systeme (Windenergie, Photovoltaik), Energieeinsparungen, Diversifizierung der Versorgung und Produktion synthetischer Brennstoffe).

„Putins Gaserpressung geht zunehmend ins Leere. Denn Europa macht große Fortschritte dabei, von russischer Energie unabhängig zu werden. Der Anteil von russischem Pipeline-Gas an den
Gesamtimporten der EU ist bereits von 41 % auf 7,5 % gesunken. Wir setzen auf drei Ebenen an: Energieverbrauch reduzieren, Lieferquellen diversifizieren und Erneuerbare ausbauen,“ so Prof. Dr. Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich zu den aktuellen Entwicklungen.

Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien
Eine massive Ausweitung und Beschleunigung des Einsatzes erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung, in der Industrie, im Gebäudesektor und im Verkehrswesen wird die Unabhängigkeit der EU beschleunigen, dem grünen Übergang Auftrieb geben und die Preise im Laufe der Zeit senken. Senator Mag. Dr. Stephan Sharma, CEO Burgenland Energie: „Wir als Europa haben über Jahrzehnte hinweg zugesehen, wie wir in der Energiefrage abhängig geworden sind. Wir haben uns in ungesunde Abhängigkeiten begeben. Jetzt ist es wichtig, dass wir die Chance erkennen: Wir müssen unser gesamtes Wirtschaftssystem, das auf fossilen Energieträgern basiert, auf erneuerbare umbauen. 100% Erneuerbare Energien und 0 Emissionen. Nur so lösen wir nachhaltig die Energie- und Klimakrise und bringen Europa in die Poleposition als prosperierenden Wirtschaftsstandort. Wir haben die Energieressourcen wie Wasser, Wind und Sonne in Europa und die Technologien, um energieunabhängig zu werden. Jetzt geht es um das Umsetzen.“

Europäisierung der Energiepolitik und Unabhängigkeit von Russland
EcoAustria Direktorin Dr. Monika Köppl-Turyna plädiert für eine einheitliche europäische Strategie und betont: „Die EU muss einen gemeinsamen Ansatz zur Energiesicherheit entwickelt, ihre Ressourcen bündeln und die strategische Priorität auf technologische Innovationen im Bereich der erneubaren Energien legen. Die Risiken einer geopolitischen Abhängigkeit sind nicht nur auf fossile Brennstoffe beschränkt. Ein wichtiger Schritt in die energiewirtschaftliche Unabhängigkeit wäre die Kooperation mit den globalen Technologie- und Handelspartnern.“

Staatliche Maßnahmen zur Energiepreisdämpfung für heimischen Betriebe
In einer Umfrage des Senat der Wirtschaft wurden die Auswirkungen der explosionsartig steigenden Energiepreise sondiert. Klar ist: Österreichs Unternehmer schlafen nicht! Schon bisher trieben sie sowohl Energie- und Ressourcensparmaßnahmen als auch den Umstieg auf erneuerbare Energien voran und 31% der Befragten sehen sich gegen die steigenden Kosten gut gerüstet. Dennoch wollen 45% ihre Investitionen in alternative Energiegewinnung nun noch verstärken. Rund 76% der Befragten beschleunigen ihre Energiesparmaßnahmen.

„Die langfristigen (noch relativ günstigen) Energielieferverträge laufen mehrheitlich zum Jahresende aus. Welchen Preis Unternehmen in Österreich für Energie ab Jänner 2023 zahlen werden müssen ist kaum abschätzbar. Schon die Energierechnung für Jänner 2023 wird für viele ein Schock. Spätestens im März werden viele Unternehmen zusperren müssen, es sei denn sie sorgen jetzt schon vor durch: Anlage von erheblichen finanziellen Reserven (rechnen Sie mit einer mehr als Vervierfachung der jährlichen Energierechnungen), Anpassung der Preisstruktur der eigenen Produkte und Dienstleistungen (so man sich dies Wettbewerbsgefüge überhaupt leisten kann) und/oder Suche nach einem günstigeren Betriebsstandort,“ betont Hans Harrer, Vorsitzender des Senat der Wirtschaft.

Um die Abwanderung der heimischen Betriebe ins Ausland zu verhindern, ist die Bundesregierung gefordert, noch vor Jahresende die nötigen Aktionen zur Rettung des heimischen Wirtschaftsstandortes zu setzen. „Wir schlagen eine europaweite Subventionierung von Gastkraftwerken, finanziert durch eine zeitlich begrenzte staatliche Abschöpfung für „unethische“ Zugewinne, als wichtigste staatliche Maßnahme vor. Aufgrund der Merit-Order würden die Strompreise generell fallen und allen helfen – den Haushalten ebenso wie den Unternehmen,“ führt Harrer weiter.

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