Shift2Rail: Public-Private-Partnership zwischen der EU und dem Eisenbahnsektor

Shift2Rail: Public-Private-Partnership zwischen der EU und dem Eisenbahnsektor
(Foto: Kurt Michel / pixelio.de)

Wien (A) Verlagerung auf die Schiene durch innovative Technologien – das ist das Ziel von Shift2Rail, einer Public-Private-Partnership zwischen der Europäischen Union und dem Eisenbahnsektor. Als Forschungs- und Innovationsvorhaben soll es die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Bahnindustrie sichern und stärken sowie gleichzeitig einen Beitrag zur Erreichung der Verlagerungsziele aus dem Weißbuch Verkehr leisten.

Insbesondere durch Entwicklung, Integration, Demonstration und Validierung innovativer Technologien und Lösungen für Schienenfahrzeuge, Infrastruktur und Verkehrsmanagementsysteme soll Shift2Rail zur Beschleunigung und Erleichterung der Markteinführung entscheidender technologischer Neuerungen beitragen. Jetzt ist die Förderentscheidung gefallen, mit dem erfreulichen Ergebnis, dass das größte Eisenbahntechnologieprogramm der EU mit starker österreichischer Beteiligung startet.

Für das Vorhaben steht über die Laufzeit von sechs Jahren ein Budget von 920 Mio. Euro zur Verfügung, davon 450 Mio. Euro aus Horizon 2020, dem EU-Programm für Forschung und Innovation. Die restlichen 470 Mio. Euro waren als Beitrag seitens der Gründungsmitglieder und Assoziierten Mitglieder aufzustellen. Um Assoziiertes Mitglied über die Laufzeit zu werden, mussten sich interessierte Einzelunternehmen und Konsortien 2015 einem mehrstufigen Auswahlverfahren stellen. 17 von 43 Bewerbungen schafften die Aufnahme und sind seit 11. Dezember 2015 Assoziiertes Mitglied in Shift2Rail.

Unter die 17 Assoziierten Mitglieder schafften es erfreulicherweise drei mit österreichischem Hintergrund: zwei Konsortien, nämlich das „Virtual Vehicle Austria Consortium+“ mit zwölf österreichischen Partnern und „EUROC“ mit der ÖBB-Infrastruktur AG als Partner, und ein österreichisches Einzelunternehmen, nämlich Kapsch CarrierCom AG. Diese österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen werden über die Laufzeit gemeinsam insgesamt 21 Mio. Euro in das Vorhaben einbringen und weitere 12 Mio. Euro aus Horizon 2020 als Förderung erhalten und somit insgesamt ein Forschungsbudget von 33 Mio. Euro über die nächsten sechs Jahre aufstellen können. „Davon werden sowohl der Forschungs- und Innovationsstandort Österreich als auch das Verkehrssystem profitieren“, betont Technologieminister Alois Stöger.

Stöger weist darauf hin, dass die heimischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen in der Eisenbahntechnologie international gesehen zu den besten gehören. So ist unter den österreichischen Beteiligungen an Shift2Rail fast alles vertreten, was Rang und Namen hat in der österreichischen Eisenbahnindustrie und -forschung.

Das Technologieministerium (BMVIT) hat das Vorhaben von Beginn an unterstützt, weil es verspricht, Forschung und Innovation im Bahnsektor auf europäischer Ebene zu bündeln und erstmals auf eine systemische Betrachtung des Systems Bahn und seiner Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern abzielt. Zudem sichert es die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Bahnindustrie und deckt sich mit den Zielen des Gesamtverkehrsplans aus 2012 betreffend Umweltfreundlichkeit und Effizienz des Verkehrs.

Beim großen österreichischen Konsortium „Virtual Vehicle Austria Consortium+“ sind österreichische Akteure aus der Bahnindustrie (voestalpine Schienen GmbH, voestalpine VAE GmbH, Plasser & Theurer, FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH, Getzner Werkstoffe GmbH, Kirchdorfer Fertigteilholding GmbH, PJ Messtechnik GmbH, AVL List GmbH), aus der Bahnforschung (die drei COMET K2-Zentren Virtual Vehicle Research Center, AC2T research GmbH, Materials Center Leoben Forschung GmbH) sowie der Nahverkehrsbetreiber Wiener Linien GmbH & Co KG dabei.

Damit die Forschungseinrichtungen in diesem Konsortium die Aufstellung des Eigenbeitrags schafften und sich das Konsortium so überhaupt erst als Associated Member bewerben konnte, hat das BMVIT dem Konsortium auf die nächsten sechs Jahre eine Unterstützung von zwei Millionen Euro zugesagt. Jeweils eine weitere Million Euro bringen die Länder Steiermark und Niederösterreich ein.

Im Folgenden die österreichischen Assoziierten Mitglieder im Detail:

Virtual Vehicle Austria Consortium+ mit zwölf österreichischen Partnern
Vier österreichische Marktführer der internationalen Bahn-Branche, der größte Frachtwagonhersteller Europas sowie acht weitere Top-Player aus Industrie und Wissenschaft haben sich zum Virtual Vehicle Consortium+ (VVAC+) zusammengeschlossen. Unter der Koordination des an der TU Graz angesiedelten Forschungszentrums Virtual Vehicle wollen 13 führende und global angesehene Player aus Mitteleuropa (zwölf davon aus Österreich, einer aus der Slowakei) gemeinsam an der Erreichung der ambitionierten EU-Ziele mitwirken.

Das Rückgrat des VVAC+ bilden vier Hersteller aus der Industrie (z.B. voestalpine, Plasser&Theurer oder TATRAVAGONKA), die über wertvolle Schlüsseltechnologien in Bereichen wie Schienen, Weichen, Güterwagen, Schwellen oder Wartungsfahrzeuge verfügen. Die beteiligten Zulieferer, KMUs, Ingenieursdienstleister und Forschungseinrichtungen ebnen den Weg für die erfolgreiche Entwicklung neuer Technologien und bringen neue Blickwinkel, zum Teil auch aus anderen Branchen, ein (z.B. Automotive/Großmotoren durch AVL List). Die Wiener Linien sind ebenfalls Teil des VVAC+ und werden Infrastruktur zur Verfügung stellen sowie die neu entwickelten Technologien integrieren und testen.

Die Konsortialpartner verfügen über tiefgehende Expertise in sehr unterschiedlichen Bereichen und sind somit im Stande, nicht nur Teillösungen sondern Innovationen für das „Gesamtsystem Bahn“ zu entwickeln (z.B. fast wartungsfreie Weichen oder ultraleise Güterwagen).

Das VVAC+ setzt seine Kompetenzen in hauptsächlich zwei der fünf Innovationsprogramme der europäischen Shift2Rail -Initiative ein. Der Fokus liegt auf der Umsetzung von kosteneffizienter und leistungsfähiger Infrastruktur (IP 3) sowie auf Technologien für einen nachhaltigen und attraktiven europäischen Güterverkehr (IP 5).

EUROC mit ÖBB-Infrastruktur AG als Partner
Die ÖBB-Infrastruktur AG wird sich gemeinsam mit anderen mittelgroßen europäischen Bahnen im Rahmen des EUROC-Konsortiums an Shift2Rail beteiligen um in den nächsten sechs Jahren die Entwicklung von innovativen Produkten und Services zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahnen voranzutreiben. Der Fokus der Beteiligung der ÖBB-Infrastruktur AG liegt im Bereich des Innovationsprogrammes 3 – Infrastruktur, wobei hier insbesondere eine Erhöhung der Verfügbarkeit der Anlagen, die Reduktion der Lebenszykluskosten und innovative Lösungen für Verkehrsstationen angestrebt werden. Neben Spezifikationen am Beginn der Entwicklungsarbeit für mehr Kundenattraktivität und höhere Kosteneffizienz spielen Demonstratoren am Ende eine wichtige Rolle, da die durch Shift2Rail erarbeiteten Innovationen hier in der Praxis getestet und umgesetzt werden können.

Kapsch CarrierCom AG
Als führender Systemhersteller und Lieferant von Telekommunikationslösungen für den Betriebsfunk von Bahnen plant Kapsch CarrierCom innerhalb Shift2Rail Forschungsarbeiten im Bereich IP2 – Erweiterte Verkehrsmanagement und Leitsysteme. Im Detail wird Kapsch CarrierCom die Analyse, Spezifikation und Implementierung eines Prototyps für Notfallrufanwendungen des Bahnkommunikationssystems der Zukunft vornehmen. Ergänzt wird das Forschungsprojekt durch innovative Ansätze zur Reduzierung von Kosten und Komplexität während Systemtests und Systemvalidierung und die Definition von neuen Prozesse und Strukturen für die Erkennung und Abwehr von Angriffen auf Eisenbahn ITC Systeme.

Weitere österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben noch über die Laufzeit die Chance sich als Partner über einzelne Ausschreibungen zu konkreten Themen zu beteiligen. Es gelten die Horizon-2020-Beteiligungsregeln.

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