Spielen aus Leidenschaft: Piatnik setzt auf Tradition und Innovation

Spielen aus Leidenschaft: Piatnik setzt auf Tradition und Innovation
Mag. Dieter Strehl, Piatnik-Geschäftsführer und Gesellschafter

Die (Spiel-)Karten werden bei der Wiener Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik & Söhne immer wieder neu gemischt: Seit beinahe 200 Jahren versorgt der österreichische Spielehersteller Haushalte im In- und Ausland mit spannender Unterhaltung. Von Spielkarten bis zu Brettspielen, darunter zahlreiche Klassiker, reicht das Sortiment. Langweilig wird es damit weder den Kunden noch im Unternehmen. Denn die Ideen am Spielemarkt sind schier unerschöpflich – und, wenn man den richtigen „Riecher“ hat, auch erfolgreich, wie Piatnik-Geschäftsführer und Gesellschafter Mag. Dieter Strehl im Gespräch mit Wirtschaftszeit betont.

Die Geschichte von Piatnik geht fast 200 Jahre zurück … wie hat alles begonnen?
Unsere Geschichte begann als unser Gründer Ferdinand Piatnik die Kartenmalerei des Anton Moser übernahm. Der Kartenmaler Ferdinand Piatnik hatte dieses Handwerk in Budapest gelernt und danach in der 1824 gegründeten Kartenmalerei im 7. Wiener Bezirk zu arbeiten begonnen. Bald nach der Übernahme wurde der Handwerksbetrieb in „Ferdinand Piatnik in Wien“ und 1882 in „Ferd. Piatnik & Söhne, Wien“ umbenannt. Ferdinand Piatnik entwickelte höchst erfolgreiche und bis heute bekannte Spielkartenmotive in spezieller Eigenart. 1891 wurde auf moderne Industrieproduktion umgestellt und der heute noch bestehende Firmensitz in der Wiener Hütteldorfer Straße bezogen.

Inwieweit lebt der Geist des Gründers im Unternehmen heute noch fort?
Die Leidenschaft für Spiele hat der Firmengründer an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Seit 1956 gibt es Brettspiele von Piatnik, seit 1966 auch Puzzles. Nachdem Piatnik in vielen Ländern noch immer ein Synonym für Spielkarten ist, lebt natürlich auch der Geist des Gründers fort. Wir sind für qualitativ hochwertige und besonders liebevoll gestaltete Spielkarten weithin bekannt.

Existieren heute noch Spielkarten der ersten Stunde?
In unserem Museum, der Piatnik Spielkartensammlung, finden sich ca. 5.000 verschiedene Kartenspiele, darunter auch viele aus der Frühzeit des Unternehmens.

Vom k.k.-Unternehmen zum modernen Spielehersteller – welche richtungsweisenden Ideen bestimmten den Erfolg von Piatnik? Was ist noch heute das „Österreichische“ am Unternehmen, was ist aus Ihrer Sicht sozusagen landestypisch?
Wir sind eine österreichische Familiengesellschaft mit Österreichern als Gesellschaftern, die in Wien produziert: Mehr Österreich geht nicht. Seit fast 200 Jahren haben wir ganz offenbar viele richtige Entscheidungen getroffen, denn in den letzten 200 Jahren gab es weit über 200 Spielkartenhersteller im Gebiet des heutigen Österreich. Die größten haben wir gekauft, die anderen haben aufgegeben. Manche mangels Nachfolgers, manche wegen Problemen. Wir haben frühzeitig in moderne Technik investiert, haben viele richtige Produktentscheidungen getroffen, und wir haben loyale, fleißige und begabte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Inland und im Ausland.

Die größten Herausforderungen für das Unternehmen einst und jetzt?
Weltwirtschaftskrisen, Kriege, Währungsumstellungen gab es genug in 200 Jahren. Jetzt haben wir die Polykrise. Und auch die werden wir meistern. Unser Geschäft ist ein Verlagsgeschäft. Wir verlegen viele verschiedene Spielkarten und Gesellschaftsspiele für über 60 Länder weltweit. Wenn wir den richtigen Riecher behalten, werden wir die Produkte finden, die gerne gespielt und gekauft werden.

Man hört manchmal „Es wird nicht mehr gespielt, die Kinder hängen nur noch am Handy etc.“ – ist das aus Ihrer Sicht richtig bzw. wie gehen Sie mit der „elektronischen Konkurrenz“ um?
In der Pandemie hat man gesehen, was passiert, wenn man nur digital kommuniziert. Man wird krank. Spiele ermöglichen Kommunikation zwischen Menschen und sind überlebenswichtig für die Menschheit. Egal ob es Sportspiele wie Fußball, oder ob es Theaterspielen, Musik spielen oder Karten oder Spiele spielen ist.

Welche Marketing-Aktivitäten setzen Sie, um „Spielen“ weiterhin in den Köpfen der Menschen zu verankern?
Wir bespielen Medien aller Art, verwenden klassische Werbung und stellen auf etwa 50 Spielemessen pro Jahr aus. Messen, zu denen bis zu 200.000 Menschen an vier Tagen kommen, um neue Brettspiele auszuprobieren.

Wie schöpft ein Spiele-Hersteller immer wieder neue Ideen? Wie weiß man, welche bei den Menschen ankommen?
Wir erhalten Spielevorschläge von Spieleautoren weltweit, jährlich etwa 1.000. Das Problem ist nicht, neue Ideen zu finden. Die Schwierigkeit ist, die richtigen auszusuchen! Wie bei Büchern, Filmen, Musik und vielen anderen Produkten. Je länger man das macht, umso weniger Flops passieren.

Welche Spiele-Klassiker haben Sie im Portfolio?
Wir haben viele Spielklassiker: Neben den von uns geschöpften klassischen Kartenbildern wie Jolly, Schnapsen, Jassen, Tarock, und vielen anderen haben wir DKT, Activity, Rummikub, Schwarzer Peter, Schnipp_Schnapp, Spielesammlungen, Dominos, spezielle Scrabble Varianten, Tick Tack Bumm, Tipp-Kick, …

Wenn Sie ein Spiel auf die sprichwörtliche Insel mitnehmen dürften – welches wäre das?
Das kommt darauf an, wie viele Spielpartner noch auf der Insel sind: Bin ich alleine Patiencen, zu viert Tarock und bei vielen Activity!

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Wiener Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik & Söhne

  Hütteldorferstraße 229-231, 1140 Wien
  Österreich
  +43 1 9144151

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