Steirisches Wirtschaftsbarometer zeigt erste Anzeichen einer leichten Konjunkturerholung

Steirisches Wirtschaftsbarometer zeigt erste Anzeichen einer leichten Konjunkturerholung
Für WKO Steiermark Präsident Josef Herk (l.) und WKO Steiermark Direktor Karl-Heinz Dernoscheg sind laut Umfrage erste positive Ansätze erkennbar – die konjunkturelle Gesamtsicht bleibt aber weiterhin von Unsicherheit geprägt. (Foto: Fischer)

Graz (A) Umsatz, Auftragslage und Investitionen entwickeln sich im aktuellen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark leicht positiv, trotzdem bleibt die Unsicherheit in der konjunkturellen Gesamtsicht vorherrschend: 34 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Verschlechterung der Lage, nur 20 Prozent gehen von einer Besserung aus. Somit ist der Erwartungssaldo zum neunten Mal in Folge negativ (-14 Prozentpunkte). Aber immerhin: Die meisten Trendpfeile zeigen nach oben.

Für WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg sind das „erste Anzeichen einer leichten Konjunkturerholung“. Diese gelte es jetzt vor allem mit investitionsfördernden Maßnahmen zu stärken.

Erste positive Ansätze sind erkennbar – die konjunkturelle Gesamtsicht bleibt aber von Unsicherheit geprägt. So lautet kurzgefasst die Quintessenz des brandaktuellen Wirtschaftsbarometers der WKO Steiermark. Demnach fallen zwar die Einschätzungen der Unternehmer zum bisherigen Geschäftsverlauf bezüglich Umsatz (+17,3%), Investitionen (+6%), Auftragslage (+3,3%) und auch Beschäftigung (+7,8%) im Saldo positiv aus, die wirtschaftliche Gesamtsicht wird allerdings weiterhin negativ beurteilt – und das zum neunten Mal in Folge. Im Detail: 34 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus, 20 Prozent von einer Besserung. Unterm Strich ergibt das ein Negativsaldo von -14 Prozent-punkten. Zur Erklärung: Diese Saldowerte werden berechnet aus den Unternehmen, die ihre Geschäftslage positiv bewerten, abgezogen jenen, die sie negativ beurteilen.

Insgesamt 680 steirische Unternehmerinnen und Unternehmer haben an dieser Konjunkturumfrage teilgenommen. Sie ermöglicht direkte Vergleiche mit den bundesweiten Ergebnissen und bildet die gesamte Wirtschaft ab – vom Kleinstbetrieb bis zum Leitbetrieb. Mit interessanten Einblicken, wie WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg betonen: „Das steirische Konjunkturprofil ist zwar weiterhin durchwachsen, liegt in vielen Bereichen aber über dem Bundesschnitt. Getragen wird diese leichte Besserung vor allem von der Exportwirtschaft, also der internationalen Wirtschaftsdynamik, der Österreich leider noch immer hinterherhinkt. Um diese Lücke zu schließen braucht es eine neue Offenheit und Ehrlichkeit von Politik und Sozialpartnern gegenüber den vielen real existierenden Herausforderungen.“

So schätzen die steirischen Unternehmer die Geschäftsentwicklung ein:

Umsatz:
Im aktuellen Wirtschaftsbarometer melden 45,3 Prozent der steirischen Unternehmer einen Anstieg und 28 Prozent einen Rückgang ihres bisherigen Gesamtumsatzes. Der daraus resultierende Saldo von +17,3 Prozentpunkten liegt klar über den letzten Salden, bleibt aber deutlich hinter den Spitzenwerten konjunkturell guter Zeiten zurück. Auch der Erwartungssaldo klettert mit +7,9 Prozentpunkten deutlich über die Nulllinie. Im Detail: 28,3% der befragten Unternehmen rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit einer Umsatzsteigerung, 20,4 Prozent mit einem Rückgang. Auch wenn diese Aufwärtsbewegung insgesamt erfreulich ist, gilt es zu berücksichtigen, dass sich vor allem die Mittel-und Großunternehmen über Umsatzsteigerungen freuen, während bei den Kleinbetrieben sowohl die Salden des bisherigen, als auch des erwarteten Gesamtumsatzes überwiegend negativ ausfallen.

Investitionen:
Ähnliches gilt für die Investitionsbereitschaft. Hier wird der knappe Positivsaldo (+6 Prozentpunkte) ebenfalls von den Großunternehmen getragen, KMU dagegen melden beim Wirtschaftsbarometer eine vergleichsweise geringe Investitionstätigkeit zurück. Auch im kommenden Jahr ist kaum von einer großen Änderung des Investitionsvolumens auszugehen. In allen Betriebsgrößenklassen überwiegen die vorsichtigen Einschätzungen. Konkret gehen 31,6% der befragten Unternehmen in der Steiermark von einer Verringerung und 23,3% von einer Erhöhung des Investitionsvolumens aus (Erwartungssaldo: -8,4 Prozentpunkte).

Auftragslage:
Die leichte Aufwärtstendenz des bisherigen Auftragslagensaldos hat sich weiter fortgesetzt. Konkret geben 31,1% der steirischen Unternehmen an, dass sich ihre bisherige Auftragslage in den vergangenen 12 Monaten verbessert hat, wohingegen 27,8% mit einem Minus zu kämpfen haben (Saldo: +3,3 Prozentpunkte). Auch die Einschätzungen für das kommende Jahr fallen vergleichsweise positiv aus: Die Optimisten (28,8%), überwiegen hier gegenüber den Pessimisten (23,3%). Damit klettert der Erwartungssaldo zum ersten Mal seit Herbst 2013 wieder über die Nulllinie.

Beschäftigung:
Ein wenig überraschend mutet auf den ersten Blick – angesichts der hohen Arbeitslosigkeit – der Positivsaldo bei der Beschäftigung an (+ 7,8 Prozentpunkte). 31,6% geben an, dass der Personalstand in den vergangenen 12 Monaten aufgestockt wurde, wohingegen 23,7% einen Personalabbau rückmelden. Diese Rückmeldung spiegelt sich allerdings auch in den AMS-Statistiken wieder, wo ja eine steigende Zahl der Jobs nachzulesen ist. Allerdings reicht diese Dynamik nicht aus, um die Arbeitslosenquote zu senken und daran dürfte sich auch in den kommenden Monaten wenig ändern. 23,3% der befragten Unternehmen rechnen mit einem Personalabbau, während lediglich 11,2% von einem Anstieg ihrer Beschäftigtenzahl ausgehen. Der daraus resultierende Erwartungssaldo von -12,1 Prozentpunkten deckt sich mit den aktuellen Wirtschaftsprognosen, die trotz eines steigenden Wirtschaftswachstums von keiner nachhaltigen Entspannung am heimischen Arbeitsmarkt ausgehen.

Export:
Erneut positiv entwickelt sich der Außenhandel: Der Saldo des Exportumsatzes erhöht sich auf +29,5 Prozentpunkte. Im Detail freuen sich 48,6% der exportierenden steirischen Unternehmen über ein steigendes Auslandsgeschäft, wohingegen sich 19,1% mit sinkenden Exportumsätzen konfrontiert sehen. Auch die Erwartungen sind überwiegend von Optimismus gekennzeichnet: 39,2% rechnen im kommenden Jahr mit Umsatzsteigerungen, 17,3 % gehen von einem Rückgang aus (Erwartungssaldo: +21,8 Prozentpunkte).

Das steirische Konjunkturprofil im Österreichvergleich
Insgesamt fallen die Einschätzungen bezüglich der Geschäftstätigkeit in der Steiermark ein wenig besser aus als im Österreichschnitt, wobei erste Anzeichen eines leichten Aufschwungs überregional spürbar sind. Vor allem der Gesamtumsatz konnte in den vergangenen 12 Monaten sowohl in Österreich als auch in der Steiermark um circa jeweils 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Demzufolge verbuchte die steirische und österreichische Unternehmerschaft auch bei der Auftragslage positive Salden. Die Investitionsbereitschaft ist allerdings weiterhin von Zurückhaltung geprägt. Auch wenn die Investitionen im vergangenen Jahr zugenommen haben, muss etwa jedes dritte Unternehmen das Investitionsvolumen im kommenden Jahr senken. Die Erwartungssalden bleiben mit -12,4 bzw. -8,4 Prozentpunkten weiterhin klar unter der Nulllinie. Hauptmotiv für Investitionen sind sowohl in der Steiermark als auch in Österreich der Ersatzbedarf  (62,2% bzw. 62,3%) und nicht Neuinvestitionen.

Hoch bleibt der Druck auf die Unternehmen in Bezug auf die Preise. In der Steiermark rechnen 27,7 % der Unternehmen die Preise senken zu müssen (Saldo -12,5 Prozentpunkte). Österreichweit gesehen blicken die Unternehmen dem Preisniveau optimistischer entgegen, somit kommt der Saldo hier bundesweit im geringen positiven Bereich zu liegen. Problematisch bleibt auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Obwohl sich der Personalstand sowohl in der grünen Mark als auch in Österreich im letzten Jahr verbessert hat, lässt dies leider nicht auf einen Aufwärtstrend am Jobmarkt schließen. Mit einem Erwartungssaldo von -8,0 Prozentpunkten in Österreich und -12,1 Prozentpunkten in der Steiermark geben deutlich mehr Unternehmen an, Personal im kommenden Jahr abzubauen (Österreich: 26,0 %; Steiermark: 23,3 %) als einzustellen. Herk und Dernoscheg dazu: „Trotz der kleinen Lichtblicke sind die fehlenden Konjunkturimpulse nicht wegzuleugnen. Die Unternehmen sehen sich nach wie vor einem starken Preisdruck ausgesetzt, dem gilt es jetzt mit investitionsfördernden Maßnahmen und Entlastungen für die Unternehmer entgegenzuwirken.“

Geschäftslage in den Regionen
Trotz gestiegener Geschäftstätigkeit wird das bisherige und erwartete Wirtschaftsklima in den steirischen Regionen großteils negativ beurteilt. Einzig die Region Murtal fällt mit ihrer Beurteilung der vergangenen 12 Monate in den positiven Saldobereich (3,5 Prozentpunkte). Am schlechtesten ist die Stimmung der Unternehmerschaft in Bezug auf das bisherige Wirtschaftsklima im Großraum Graz mit einem Saldo von -38,6 Prozentpunkten, auch Liezen und die Süd-/Weststeiermark bewerten das bisherige Wirtschaftsklima negativer als der Steiermarkdurchschnitt. Auch der Ausblick für die kommenden 12 Monate ist weitgehend getrübt. Einzig in der Süd-/Weststeiermark ist der Anteil an Pessimisten (29,7% rechnen mit einer Verschlechterung des Wirtschaftsklimas) hinter jenem der Optimisten (35,7% gehen von einer Verbesserung des Wirtschaftsklimas aus).

Wirtschaft fordert Maßnahmen
Die Notwendigkeit tiefgreifender Systemreformen liegt für die Führungsspitze der WKO Steiermark auf der Hand. Darüber hinaus brauche es aber auch ein Signal an die Unternehmerinnen und Unternehmer, „dass sich Leistung in diesem Land wieder lohnt und auch geschätzt wird“, betonen Herk und Dernoscheg: „Die Politik muss ein Zeichen für ein neues Vertrauensklima setzten, denn Konjunktur passiert bekanntlich zu einem großen Teil in den Köpfen.“ Drei Punkte liegen Herk und Dernoscheg dabei besonders am Herzen:

Investitionen ankurbeln
„Wir müssen endlich das Wachstum ankurbeln und dazu braucht es neue Investitionen“, betont Herk. Die WKO Steiermark macht sich hier für die Einführung eines Investitionsfreibetrags bzw. einer Investitionszuwachsprämie stark. Der Unternehmer würde dabei 10 Prozent seiner über dem Durchschnitt der drei letzten Kalenderjahre getätigten Investitionen vom Staat ersetzt bekommen. Damit sollte sich allein in der Steiermark das Investitionsvolumen um 70 bis 80 Millionen Euro steigern lassen, was rund 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze bedeuten würde. „Weiters machen wir uns für eine Anhebung der Grenze für geringfügige Wirtschaftsgüter auf 1.500 Euro stark, das würde vor allem Kleinunternehmer entlasten“, so Herk. Derzeit liegt die seit dem Jahr 1982 nicht mehr valorisierte Grenze bei 400 Euro. Eine dritte, aus Sicht der WKO längst überfällige Maßnahme wäre der Vorsteuerabzug für betrieblich genutzten Pkw.

Unternehmen entlasten
Weniger ist mehr, sollte das neue Motto des Gesetzgebers lauten. Das beginnt bei den (oft willkürlichen) behördlichen Überprüfungen und reicht hin bis zu einer weiteren Reduktion der Beauftragten sowie einer Entbürokratisierung auf Landesebene, wo die WKO mit „Zukunft 2020“ ein eigenes Reformpapier vorgelegt hat. Ein weiterer Punkt ist die oft schwierige Abgrenzung von Selbständigen und Unselbständigen, was nicht selten existenzbedrohende Nachzahlungen an die GKK zur Folge hat. „Das Minimum das jedem Unternehmer, ja jedem Bürger zusteht, ist Rechtssicherheit. Diese ist hier nicht gegeben, da die zuständige Schlichtungsstelle sich als zahnlos erwiesen hat. Hier braucht es Reformen“, so Herk. Weiters macht sich die Wirtschaft für Erleichterungen bei fallweiser Beschäftigung stark.

Standort wettbewerbsfähig halten
Mehr Flexibilität und Senkung der Lohnnebenkosten hieße das Gebot der Stunde. Zusätzliche Belastungsideen, wie eine flächendeckende Lkw-Maut, lehnt Herk kategorisch abgelehnt: „Das würde unterm Strich sämtliche Branchen und damit den gesamten Wirtschaftsstandort belasten.“ Notwendig dagegen seien Infrastruktur fördernde Maßnahmen, wie der Ausbau der Phyrn-Schober-Achse oder eine zusätzliche Breitbandoffensive. Dritter Bereich: Die Einhaltung eines fairen Wettbewerbs, vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen. „Das Bestbieterprinzip muss hier endlich das Billigstbieterprinzip ablösen. Umso mehr verwundert es uns, dass der Gesetzesentwurf dazu im Verfassungsausschuss jetzt gescheitert ist. Diese Form der Blockade ist absolut kontraproduktiv“, so Herk.

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