Unternehmensinsolvenzen in Vorarlberg steigen um 10,9 Prozent

Unternehmensinsolvenzen in Vorarlberg steigen um 10,9 Prozent
Unternehmensinsolvenzen in Vorarlberg steigen um 10,9 Prozent

Vorarlberg (A) Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung sind im ersten Halbjahr 2023 in Vorarlberg 51 Unternehmen (+ 10,9 % gegenüber 2022) von einer Insolvenz betroffen. Weiters sind die vorläufigen Passiva* um 35,3 Prozent auf 22 Mio. Euro gesunken. Die bis dato größte Firmenpleite im Ländle betrifft die myRobotcenter GmbH mit Passiva* von 13,9 Mio. Euro.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat sich in den vergangenen Monaten konsequent erhöht. Demnach waren im ersten Halbjahr 2023 in Vorarlberg 51 Betriebe von einer Insolvenz betroffen. Das sind um 10,9 Prozent mehr Fälle als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und im Schnitt rund 9 Firmenpleiten pro Monat. Im Vergleich zum Jahr 2019, dem letzten „Normaljahr“ vor der Corona-Krise, gab es damals rund 20 Insolvenzen mehr. Weiters ist auch die Anzahl der mangels Kostendeckung nicht eröffneten Fällen relativ hoch. Allein in Vorarlberg wurden rund 22 Insolvenzen nicht eröffnet. Aufgrund dieser Entwicklung plädiert der KSV1870 dafür, darüber nachzudenken, ob in Zukunft auch bis dato mangels Kostendeckung abgewiesene Fälle eröffnet werden sollen. Denn es kommt nicht selten vor, verwertbare Assets zu finden, die zugunsten der Gläubiger ausgelegt werden könnten. „Es muss verhindert werden, dass finanziell gesunde Unternehmen aufgrund eines insolventen Geschäftspartners selbst ins Straucheln geraten. Dazu zählt unserer Meinung auch, etwaige Assets der nichteröffneten Fälle genau unter die Lupe zu nehmen. Passiert das nicht, verlieren die Betriebe noch mehr Geld als das ohnehin schon der Fall ist“, so Regina Nesensohn, Leiterin KSV1870 Standort Feldkirch.  

Das Insolvenzverfahren myRobotcenter GmbH lässt Passiva* steigen
Parallel zu den aktuellen Fallzahlen haben sich die vorläufigen Passiva* reduziert – und zwar um 35,3 Prozent auf 22 Mio. Euro. Vorarlbergs größte Firmenpleite betrifft die Insolvenz der myRobotcenter GmbH, wo rund 13,9 Mio. Euro an Verbindlichkeiten zu Buche stehen.

Die größte Firmenpleite des Jahres in Österreich ist die Insolvenz Leiner & kika Möbelhandels GmbH mit rund 132 Mio. Euro. Ein Blick in die Bundesländer zeigt, dass insbesondere Tirol von einem massiven Anstieg der Passiva* betroffen ist. Dieser ist in erster Linie auf die bis dato zweitgrößte Pleite des Jahres, jene der „Pharmazeutische Fabrik Montavit Gesellschaft m.b.H.“ mit einem Volumen von 45,2 Mio. Euro, zurückzuführen. Den deutlichsten Rückgang verzeichnete das Burgenland, wo die Passiva* von 42 Mio. Euro auf 15 Mio. Euro gesunken sind.

Insolvenztreiber: Tourismus/Gastronomie, Handel, Bauwirtschaft
Wie die aktuelle KSV1870 Hochrechnung belegt, sind der Bereich Tourismus/Gastronomie (14 Fälle), der „Handel inkl. Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ (12 Fälle) und die Bauwirtschaft (6 Fälle) jene Branchen, in denen sich die meisten Insolvenzen ereignen. Diese drei Branchen sind für über 60 % aller Vorarlberger Firmenpleiten verantwortlich. Darüber hinaus verzeichnen diese drei Bereiche auch die meisten abgewiesenen Fälle. „Es ist nach wie vor so, dass Insolvenzanträge häufig zu spät gestellt werden. Und zwar erst dann, wenn überhaupt keine liquiden Mittel mehr zur Verfügung stehen und nicht einmal mehr das Verfahren bei Gericht selbst finanziert werden kann. Das ist auch insofern dramatisch, weil dadurch weitaus mehr Arbeitsplätze verloren gehen, als eigentlich notwendig wäre“, so Nesensohn.

Ausblick: das Insolvenzgeschehen entwickelt sich sprunghaft
In welcher Dimension das Endergebnis in Vorarlberg ausfallen wird, lässt sich aufgrund der vergangenen Wochen schwierig prognostizieren, zumal das Insolvenzgeschehen zuletzt als durchaus volatil zu bezeichnen ist. Während die Zahl der Pleiten im ersten Quartal des Jahres konsequent gestiegen ist, ist diese in den vergangenen Wochen etwas abgeflacht. Aktuell gilt es auch abzuwarten, welche Auswirkungen unter anderem die Ausbezahlung des „Urlaubsgeldes“ auf finanziell angeschlagene Unternehmen, und damit auch auf das derzeitige Insolvenzgeschehen, hat. Denn wie die Vergangenheit schon öfters gezeigt hat, bringt die Ausbezahlung von Urlaubs- bzw. Weihnachtsgeld jene Betriebe, die sich bereits in Schieflage befinden, zunehmend in Bedrängnis. „Die Insolvenzentwicklung zeigt vorwiegend einen Nachholeffekt aus Krisenzeiten, eine Insolvenzwelle ist jedenfalls nicht erkennbar“, so Nesensohn.

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