Von Gastfreundschaft, Glücksspiel und grotesker Bürokratie

Von Gastfreundschaft, Glücksspiel und grotesker Bürokratie

In einer lauschigen Hotelbar in Vorarlberg, während draußen der Spätsommer seine letzten Atemzüge nimmt, finden sich ein paar Gäste zusammen. Sie nippen an ihren Getränken, philosophieren über aktuelle Erlebnisse und lassen sich ab und an vom Admiral Bundesligapiel des SCR Cashpoint Altach im Hintergrund ablenken.

Doch dann, als hätte jemand den Alarmknopf für "zu viel Gemütlichkeit" gedrückt, platzen acht Beamte in Uniform herein. Was wollten sie? Die Pässe der Gäste prüfen, die Angestellten durchzählen und sicherstellen, dass der Zigarettenautomat richtig angemeldet wurde. Verfehlungen: Keine; Gäste: Keine mehr.

Jetzt stellen Sie sich vor, was in der Tourismusbranche jetzt los wäre. Der zuständige Landesrat hätte wahrscheinlich ein Meeting mit mehr Tourismus-VIPs, als er je auf einmal gesehen hat, alle empört über diesen Angriff auf die Gastlichkeit.

Aber Moment. In der Sportwetten-Branche ist das ja quasi Routine. Bis vor Kurzem suchten Großaufgebote regelmäßig und akribisch Fehler lt. Wettgesetz. Jetzt, wo man erkannt hat, dass im Großen und Ganzen alles ok ist, quält man die Branche mit Gewerberechtlichem oder erkennt auf einmal, dass Dinge die seit 5 Jahren ok waren, plötzlich verboten sind. Ein Getränkeautomat von einem Drittanbieter in einem Wettbüro? "Da brauchen Sie eine Gastgewerbelizenz, da dieser die Aufenthaltszeit verlängert!" Aber wenn's um Automaten in den öffentlichen Gebäuden geht, ist die Antwort plötzlich: "Ach, die verkürzen nur die Wartezeit, darum benötigt es keine Lizenz.“ Eine Heuchelei, die ich nur zu gerne, quer durch Österreich kopfschüttelnden Anwälten und belustigten Unternehmern erzähle.

Sicher. Bis vor 8 Jahren tanzten einige Anbieter im illegalen Glücksspiel, den Behörden auf der Nase herum. Doch heute? Die Illegalen sind für die Behörden verschwunden, während die lizensierten Unternehmen sich darum bemühen, alle Spielregeln einzuhalten. Es herrscht geradezu ein Marathon an Schulungen – von Spielerschutz über Geldwäsche-Prävention bis hin zum Jugendschutz. Externe überwachen jede Transaktion im Shop, Mystery Shopping ist alltäglicher Begleiter.

Würde man diese akribischen Standards auf einige landeseigenen Betriebe anwenden, wären einige aktuelle Skandälchen wohl im Keim erstickt. Doch das waren nur die Sahnehäubchen. Nun zur Kirsche auf dem Sahnehäubchen des Bürokratiewahnsinns: Vor drei Jahren erhielten wir nach ergiebigster Prüfung durch die Behörden einen Bescheid, um einen Shop in Dornbirn eröffnen zu dürfen. Die neuen Nachbarn? Anfangs skeptisch. Doch nach einem Eröffnungsevent und einem offenen Ohr für ihre Anliegen, alles ok. Ein Anruf erreichte mich allerdings drei Monate nach Eröffnung: Ein Nachbar fragte, ob wir überhaupt geöffnet hätten, da von uns nichts zu hören sei. Eine Bestätigung, dass alles funktioniert. Nach einer Investition von mehreren 100k und drei Jahren reibungslosen Betriebs, soll unser Tipico Shop in Dornbirn dank eines Behördenpatzers jetzt dichtgemacht werden. Rechtssicherheit in Vorarlberg? Branchenabhängig.

Diejenigen, die jetzt mit hochgezogenen Augenbrauen vom Verwaltungsgerichtshof murmeln, den muss ich enttäuschen. Waren Sie schon einmal auf einem Fußballspiel und haben danach die Zeitung dazu gelesen? Manchmal fragt man sich, ob Redakteure und Zuschauer dasselbe Match verfolgt haben. So fühlt es sich an, wenn man vor dem Verwaltungsgericht steht. Nicht umsonst heißt es: Zwischen "Recht haben" und "Recht bekommen" gibt’s einen Unterschied.

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