VORGESTELLT | Interview mit Hans Peter Metzler - Unternehmertum auf Vorarlberger Art

VORGESTELLT | Interview mit Hans Peter Metzler - Unternehmertum auf Vorarlberger Art

Seit 2016 ist Hans Peter Metzler Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Er begann als Obmann der jungen Gastronomie und war Spartenobmann der Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Er gilt als Visionär und Innovator und versteht es, etwas zu bewegen. Im Magazin gibt er spannende Antworten die sein Bild der Vorarlberger Wirtschaftskammer skizzieren.

Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen der Führung des eigenen Unternehmens und der Führung der Wirtschaftskammer?

In meinem Privatunternehmen treffe ich als Chef die Entscheidungen zusammen mit meinen engsten Mitarbeitern. In der Wirtschaftskammer ist das gänzlich anders. Die Wirtschaftskammer besteht aus vierzig Fachgruppen und Fachverbänden. Die regeln ihre Interessen für sich selbst. In der Wirtschaftskammer sind meine Entscheidungsbefugnisse Überzeugung und Begeisterung.

Im Privatunternehmen gibt es klare Parameter für den Erfolg wie Auslastung, Umsatz, Ergebnis etc. In der Wirtschaftskammer benötigen wir andere Instrumente der Erfolgsmessung, Umfragen etwa. Die letzte Umfrage habe ich bei der Sitzung des Wirtschaftsparlaments kurz zitiert: 71 % der Mitglieder sind mit den Services der Kammer entweder gut oder sehr gut zufrieden. Es ist eines meiner Hauptinteressen, dass unternehmerisches Denken in der Kammer auf allen Ebenen gelebt wird. Unternehmerisches Denken muss Platz greifen und unsere Pflichtmitglieder als Kunden gesehen werden. In der Beziehung muss man als Präsident innovativ, nachhaltig und mutig sein!

Ist das Präsidentenamt mehr Belastung als Gestaltungschance?

Ich hätte den Job nicht gemacht, wenn es keine Gestaltungsmöglichkeiten gegeben hätte. Denn eigentlich bin ich ein Mensch, der gerne Sachen umsetzt und auf den Weg bringt – neue Wege geht. Es gibt Momente, in denen man das Amt mehr als Herausforderung sehen kann, wenn es um Interventionen oder um Politik geht. In Vorarlberg haben wir kurze Wege, sind gut vernetzt und unsere Meinung wird gehört und geschätzt, gerade von der Politik. Meine Interpretation des Präsidentenamtes ist es, Brücken zu bauen, Menschen und Institutionen zusammen zu bringen und die Themen zu definieren, die wir unabhängig von Wien und Brüssel hier in Vorarlberg umsetzen können. Themenbereiche wie Digitalisierung, Bildung, Lehre, Duale Ausbildung, Service für unsere Mitglieder, sind für mich sehr wichtig und echte Interessens- und Standortpolitik.

Ist das Ländle tatsächlich „too small“? – Manchmal hat man das Gefühl, Vorarlberg stößt an die Grenzen seiner Ressourcen: Arbeitskräftemangel, Betriebsflächen, Brain-Drain durch Abwanderung von Uniabsolventen. Wie nehmen Sie das wahr?

Ja, klar kann Vorarlberg zu klein sein. Wir kommen an unsere Grenze – Grund und Boden, Ressourcen – gerade auch im Kiesbereich. Wir kommen an Grenzen, wenn es um Fachkräfte geht. Aber wir müssen global denken und lokal handeln. Vorarlberg ist klein, aber diese Kleinheit, hat den Vorteil kurzer Wege, enger Vernetzung, rascher Entscheidungen und damit hoher Handlungsfähigkeit. Auch auf die Digitalisierung müssen wir kultur- und gesellschaftspolitisch eine „Vorarlberger“ Antwort finden. Verantwortung für das Ganze und nicht nur für den eigenen Betrieb zu übernehmen, betrachte ich dabei, als große Chance – eben für alle.

Deshalb haben wir die „Marke Vorarlberg“ mitinitiiert und angeschoben, weil wir überzeugt sind, dass wir im Wettbewerb um die klügsten Köpfe nur eine Chance haben, wenn wir als Marke eines starken Standorts wahrgenommen werden. Wenn es uns gelingt, unsere Standortqualität als Lebens- und Arbeitsraum über diese Marke zu vermitteln, haben wir große Chancen, den Brain-Drain zu stoppen und umzukehren.

Strategieprozess – der Stand der Dinge derzeit?

Vor einem Jahr haben wir mit dem Strategieprozess Dis.Kurs.Zukunft begonnen, der die stetige themenbezogene Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Vorarlberg und der Wirtschaftskammer Vorarlberg zum Inhalt hat. Inzwischen bearbeiten wir acht Themenbereiche, in denen wir versuchen die Kräfte zu bündeln, Partnerschaften einzugehen und konkrete Projekte daraus zu generieren. 46 Projekte wurden bereits definiert und 24 dieses Jahr umgesetzt. Viele sind noch in der Pipeline. Der Prozess ist darauf ausgelegt, stetig weiterzulaufen.

Wir haben eine transparent gestaltete „Roadmap“ – einen Fahrplan, in dem die Fortschritte für jeden nachvollziehbar dargestellt sind. Allein die Transparenz erzeugt einen gewissen Druck, der ein „Einschlafen“ oder „Innehalten“ nicht zulässt.

Was erwartet sich der Wirtschaftskammerpräsident von seinen Pflichtmitgliedern? Was würde ihn besonders freuen?

Unternehmerischer Mut – das Unternehmertum auf Vorarlberg Art zu leben, das heißt, auch für das größere Ganze Verantwortung zu übernehmen und sich in den Gemeinden, in den Regionen oder auch im Land zu engagieren und sich auch bei unseren Prozessen und Projekten zu beteiligen. Eines habe ich auch gelernt: In einer Zeit, in der jeder nur seinen eigenen Vorteil zu suchen scheint, alles auseinander zu driften droht, ist eine stückweit verpflichtende Solidarität eine absolut richtige Antwort. Ich sehe die Pflichtmitgliedschaft, über deren Höhe man im Einzelfall diskutieren kann, als quasi „Solidaritätsbeitrag“ und halte sie für notwendig. Ein freies Spiel der Lobbyisten allerdings, würde dem gesamten Standort nicht gut tun.

Unternehmerisches Denken muss Platz greifen und unsere Pflichtmitglieder als Kunden gesehen werden. In der Beziehung muss man als Präsident innovativ, nachhaltig und mutig sein!
Hans Peter Metzler

HANS PETER METZLER
1965 in Hittisau geboren, ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Nach Absolvierung der Tourismusschule in Bludenz zeigte er sich als engagierter Gastronom. Die Obmannschaften beim Jungen Gastgewerbe Vorarlberg, bei der Regio Bregenzerwald, bei der Käsestraße Bregenzerwald, der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft entspringen seiner Überzeugung, sich nicht nur für das Eigene, sondern auch das große Ganze einzusetzen. Die Wahl zum Wirtschaftskammerpräsidenten war eine logische Folge. Das „Schiff“ in Hittisau, das er mit seiner Familie betreibt, ist immer einen Besuch wert.

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