18. Wirtschaftsdialog der Tiroler Sparkassen: Warum Tirol Innovationen und nachhaltige Investments braucht

18. Wirtschaftsdialog der Tiroler Sparkassen: Warum Tirol Innovationen und nachhaltige Investments braucht
Karin Svoboda (Vorständin Tiroler Sparkasse), Nikolaus Futter (Vorsitzender Invest.austria), Alois Flatz (Mitglied des Aufsichtsrats Erste Group), Johannes Oberdanner (Head of Innovation Pfeifer Group), Daniela Haunstein (Geschäftsführerin Invest.austria), Charly Kleissner (Mitgründer Toniic und KL Felicitas Foundation), Lisa-Marie Fassl (Gründerin Female Founders), Martin Spitznagel (Gründer und Geschäftsführer Bind-X), Christina Scholochow (Gründerin und Geschäftsführerin Mohemian Ventures), Franz Derler (Investitionsberater EIC-Fonds Europäische Investitionsbank) und Patrick Götz (Vorstand Tiroler Sparkasse).

Innsbruck (A) Unter dem Titel „Tirol @venture“ ging am 20. September die 18. Auflage des Wirtschaftsdialogs der Tiroler Sparkassen im Salzlager Hall über die Bühne. Dabei diskutierten hochkarätige Referent:innen aus der internationalen Venture-Capital- und Start-up-Szene, warum der Wirtschaftsstandort Tirol dringend Innovationen benötigt und wie man mit nachhaltigen Investments für eine positive Veränderung sorgt. Rund 400 geladene Gäste aus der regionalen Wirtschaft folgten der Einladung und genossen einen wegweisenden Abend im Zeichen von Innovation und Nachhaltigkeit.

Wie können wir mit Innovationen den Wirtschaftsstandort Tirol stärken? Sind Start-ups eine gewinnbringende Anlageklasse für Investor:innen? Mit welchen Risiken ist zu rechnen? Und inwiefern kann man mit nachhaltigen Investments eine echte Veränderung in unserer Welt bewirken? Diesen Fragen widmete sich der 18. Wirtschaftsdialog der Tiroler Sparkassen am Mittwoch, 20. September, im Salzlager Hall in Tirol. Einmal mehr erwies sich die Veranstaltung als exklusiver Treffpunkt der Tiroler Wirtschaft und bot Raum für richtungsweisende Gespräche. Rund 400 Unternehmer:innen aus der Region ließen sich die Chance nicht entgehen und lauschten den namhaften Investitions- und Start-up-Expert:innen. Durch den Abend führte ORF-Moderatorin Daniela Schmiderer.

Die Gesprächspartner:innen des 18. Wirtschaftsdialogs der Tiroler Sparkassen waren:
Franz Derler, Investitionsberater für den EIC-Fonds bei der Europäischen Investitionsbank
Daniela Haunstein und Nikolaus Futter, Geschäftsführerin und Vorsitzender bei Invest.austria
Johannes Oberdanner, Head of Innovation bei Pfeifer Group
Christina Scholochow, Gründerin und Geschäftsführerin bei Mohemian Ventures
Lisa-Marie Fassl, Gründerin von Female Founders
Alois Flatz, Mitglied des Aufsichtsrats bei Erste Group
Karl „Charly“ Kleissner, Mitgründer von Toniic und KL Felicitas Foundation
Martin Spitznagel, Gründer und Geschäftsführer bei Bind-X

 

Wege, um den Wirtschaftsstandort Tirol zu stärkenIm Rahmen der offiziellen Begrüßung ging das Vorstandsduo der Tiroler Sparkasse Patrick Götz und Karin Svoboda auf die Hintergründe der Netzwerkveranstaltung sowie auf die diesjährige Themenwahl ein. „Der Wirtschaftsdialog der Tiroler Sparkassen hat eine lange Tradition. Seit 20 Jahren verfolgen wir das eifrige Ziel, als Impulsgeber für regionale klein- und mittelständische Unternehmen zu fungieren. Gleichzeitig möchten wir eine Plattform bieten und den Austausch zwischen Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik fördern“, schilderte Karin Svoboda. „Ob der Kampf gegen die Inflation, explodierende Energiekosten oder der andauernde Fachkräftemangel – der Wirtschaftsstandort Tirol ist aktuell mit großen Herausforderungen konfrontiert. Wir in den Tiroler Sparkassen sind überzeugt, dass es frische Ideen braucht, um die Innovationskraft in unserem Bundesland zu stärken und unsere Region langfristig voranzutreiben. Damit Investitionen in Forschung, Entwicklung und Skalierung getätigt werden können, muss wiederum Kapital von Geldgeber:innen bereitgestellt werden. Gleichzeitig stehen wir angesichts der negativen Auswirkungen der Klimakrise und sozialen Missständen vor den wohl größten Veränderungen unseres Jahrhunderts. Es ist an der Zeit, neue Wege einzuschlagen und die Zukunft mutig zu beschreiten“, führte Patrick Götz in den inhaltlichen Schwerpunkt des Abends ein.

 

Start-ups braucht das Land
Daniela Haunstein und Nikolaus Futter von Invest.austria – Österreichs führendem Netzwerk für Investor:innen am vorbörslichen Kapitalmarkt – legten gleich zu Beginn ihres kurzweiligen Impulsvortrags die Begrifflichkeiten dar und skizzierten die Ausgangssituation in Österreich. Die beiden Business-Angels erklärten, dass unter Venture-Capital eine Beteiligungsfinanzierung und damit Risiko- oder Eigenkapital verstanden wird. Es gehe darum, sich als Privatperson oder Zusammenschluss an jungen Unternehmen zu beteiligen, Gründer:innen mit dem eigenen Know-how zu unterstützen und mit dem investierten Kapital Gewinne zu erzielen. Dabei seien die Rahmenbedingungen für Investor:innen in Österreich verbesserungswürdig, wie Futter ausführte: „Die Wahrnehmung des Eigenkapitalmarkts ist kaum gegeben. Eine Investor:in wird leider immer noch im negativen Sinn als ‚Kapitalist:in‘ gesehen und damit landen wir mitten in einer Neiddebatte. Es ist ein dickes Brett, an dem wir bohren. Es gibt viel zu wenige Anreize für Investor:innen, ihr ehrlich verdientes und versteuertes Kapital zu investieren.“ „Es sollte endlich anerkannt werden, welch wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag Investor:innen leisten, indem sie ihr Geld in innovative Start-ups investieren, anstatt es für Immobilien, Boote oder andere Luxusgüter auszugeben. Andererseits muss bedacht werden, dass Start-ups essenziell für das gesamte Ökosystem sind und Gründer:innen dorthin ziehen, wo Kapital vorhanden ist. Es sollte alles daran gesetzt werden, Jungunternehmer:innen im eigenen Land zu behalten“, ergänzte Haunstein.

Risikokapital als Chance sehen
In der ersten Paneldiskussion drehte sich alles um die Start-up-Kultur in Tirol. Die Innovations- und Investitionsspezialist:innen Franz Derler, Daniela Haunstein, Johannes Oberdanner und Christina Scholochow ließen an ihren eigenen Erfahrungen teilhaben und entwarfen Szenarien, wie Gründer:innen bei der Überwindung der kritischen Phase geholfen werden kann. „Laut diversen Studien scheitern mehr als 80 Prozent aller Start-ups innerhalb von drei Jahren. Wir müssen uns überlegen, wie wir die Erfolgsquote steigern können. Was es in Tirol braucht, sind erfahrene Leute, die jungen Unternehmer:innen mit Wissen und Ressourcen zur Seite stehen. Das macht die Symbiose so wertvoll und lukrativ für beide Seiten“, unterstrich Christina Scholochow, die mit ihrem 30-köpfigen Team in frühphasige Start-ups investiert und mit aufbaut. „Innovationen benötigen Risikokapital. Wenn man in das Mutterland des Venture-Capital – in die USA – blickt, wird klar, dass Kapital im Technologiebereich ein großer Hebel für die ökonomische Entwicklung sein kann. Natürlich geht mit der Investition ein gewisses Risiko einher. Eine sorgfältige Prüfung, gegebenenfalls professioneller Rat und eine Diversifikation im Portfolio sind daher fundamental, bevor man in Start-ups veranlagt“, so Johannes Oberdanner, der als Leiter des Innovation-Hub bei der Pfeifer Group eine Plattform zum interdisziplinären Austausch etablieren möchte.

Die Bedeutung sozialer und nachhaltiger Investments
Beim zweiten Podiumsgespräch trat die ESG-Komponente in den Mittelpunkt. Der Grundtenor der Panelteilnehmer:innen Lisa-Marie Fassl, Alois Flatz, Karl „Charly“ Kleissner und Martin Spitznagel lautete: Der Klimawandel mit all seinen Effekten, soziale Spannungen und wirtschaftliche Ungleichheit würden zu einem veränderten Mindset in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft führen. Während in der Vergangenheit in erster Linie die wirtschaftliche Rendite auf den Kapitalmärkten den Ton angegeben hätte, würden für viele Investor:innen zusehends nachhaltige und soziale Aspekte in den Vordergrund rücken. „Wir erleben gerade den größten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel seit den beiden Weltkriegen und dem Wiederaufbau. Es wird schnell klar, dass beispielsweise im Hinblick auf den Klimawandel dringender Handlungsbedarf besteht. Die nachhaltige Revolution hat das Ausmaß der industriellen Revolution erreicht, erfolgt aber mit der Geschwindigkeit der digitalen Revolution“, brachte es Alois Flatz, Mitbegründer des Dow Jones Sustainability Index – dem ersten und heute weltweit führenden Aktienindex, der neben ökonomischen auch ökologische sowie soziale Kriterien berücksichtigt – auf den Punkt. Lisa-Marie Fassl, die mit dem Venture-Capital-Fonds Fund F in frühphasige Technologie-Start-ups investiert, betonte: „Es kann nicht länger ein Entweder-oder geben. Bereits seit Jahren stellen wir klare Anforderungen bei unseren Investments: Wir verlangen einen nachweislich positiven Einfluss auf die Umwelt oder die Gesellschaft. Es muss mindestens eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN verfolgt werden und zusätzlich hat das Gründungsteam aus einem weiblichen Mitglied zu bestehen.“

Ein inspirierender Abend im Zeichen von Innovation und Nachhaltigkeit
Abgerundet wurde der 18. Wirtschaftsdialog der Tiroler Sparkassen von einem durchdachten Rahmenprogramm. Bereits vor Beginn der Talkrunden hatten die zahlreichen Gäste die Gelegenheit, sich von drei innovativen Tiroler Start-ups in die Welt ihrer Erfindungen entführen zu lassen. Die beiden Gründer von REPS – Road Energy Production System – präsentierten ihre zukunftsweisenden Bodenplatten, welche Schritte oder Überquerungen durch Fahrzeuge in netzunabhängige Elektrizität umwandeln. Schneidebretter aus recyceltem Papier konnte man beim Stand des sozialökonomischen Betriebs Pro Planche kennenlernen. Als Dritte im Bunde stellten die kreativen Köpfe von Strofeld Manufaktur ihre umweltfreundlichen Lautsprecher vor, die aus alten Reisekoffern oder Holz gefertigt werden und eine lebenslange Reparaturmöglichkeit besitzen. Sogar die kulinarische Verpflegung stand an diesem Abend im Zeichen von Inklusion, Nachhaltigkeit und Regionalität. Während sich das von der Lebenshilfe Tirol betriebene Lokal Pippilotta – bei dem unter anderem Menschen mit Behinderung arbeiten – um die Vorspeisen kümmerte, legte Stephan Mauracher vom Restaurant Alpenrose in Kufstein bei der Zubereitung der Hauptspeisen Wert auf Produkte aus eigener Erzeugung. Ergänzt werden die Zutaten vom heimischen Bio-Bauernhof durch Lieferungen aus der Region. Als krönenden Abschluss versüßte das Mama-Trio vom Innsbrucker Jungunternehmen Adalicious mit ihren pflanzenbasierten Desserts ohne künstliche oder schädliche Zusatzstoffe die Veranstaltung.

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