Kärntner Industrie verzeichnet soliden Aufwärtstrend

Kärntner Industrie verzeichnet soliden Aufwärtstrend
Claudia Mischensky, Geschäftsführerin IV Kärnten und Christoph Kulterer, Präsident IV Kärnten

Klagenfurt (A) „Scheinbar unbeeindruckt von den Krisenszenarien rund um die Heta entwickelt sich die Kärntner Industrie solide und besser als im Österreich-Schnitt“, freute sich IV-Kärnten-Präsident Christoph Kulterer anlässlich einer Pressekonferenz zur Präsentation der aktuellen Konjunkturergebnisse vom ersten Quartal 2016. Vor allem bei der Einschätzung der Aufträge zeige sich eine positive Stimmung.

50 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen melden eine bessere Auftragslage als im Vorquartal, bei den Auslandsaufträgen sogar 56 Prozent. Das ist nicht nur eine Steigerung gegenüber dem Vorquartal, die Einschätzung ist auch besser als im Bundesländerschnitt. Ähnliches gilt übrigens auch für die Beurteilung der Geschäftslage. Wenn man das am Hintergrund einer keineswegs boomenden Weltwirtschaft sehe, könne man ermessen, wie wettbewerbsfähig Kärntens Industrie sei, so Kulterer.

Hoher Preisdruck
Die Kehrseite der guten Auftragslage sei hingegen der massive Preisdruck. Bei den zu erzielenden Verkaufspreisen ist „gleichbleibend“ die Regel. 80 Prozent der Betriebe konnten trotz steigender Kosten die Preise nur halten, 14 Prozent mussten sie senken, sechs Prozent schafften eine Steigerung. Das spiegle sich auch in der Ertragslage wider, die laut dem IV-Kärnten-Präsidenten 21 Prozent der befragten Unternehmen besser als zuletzt, 15 Prozent aber schlechter beurteilen. Neue Mitarbeiter wollen deshalb nur vier Prozent der Unternehmen aufnehmen, 90 Prozent ihren Beschäftigtenstand halten. Das extrem unsichere Umfeld lasse bei der Kärntner Industrie allerdings wenig Euphorie für die Zukunft aufkommen: für den Herbst – also in 6 Monaten – rechnen nur noch 15 Prozent mit einer besseren Geschäftslage als aktuell, 79 Prozent mit einer gleichbleibenden.

Zwiespältige Branchenergebnisse
„Die Branchenergebnisse sind diesmal sehr uneinheitlich“, berichtete Kulterer weiter. Während sich Chemie, Elektronik und Holz positiv entwickeln, könne man die Situation von Kärntens stärkster Branche, der Maschinen- und Metallindustrie nur als durchwachsen bezeichnen. Während fast zwei Drittel der Unternehmen die Auftragslage positiv einschätzen, klagt fast ein Drittel über eine Verschlechterung. Bei den Erträgen melden sogar fast die Hälfte sinkende Tendenz. Die Branche hänge als Produzent oder Zulieferer sehr stark an Ausrüstungsgütern. „Wird weniger investiert, dann spürt sie das sofort“, so Kulterer.

Der IV-Kärnten-Präsident warnte jedenfalls vor weiteren Belastungen wie etwa der flächendeckenden LKW-Maut. Das sei extrem standortkritisch, unterstützt er die ablehnende Haltung des Landes-Verkehrsreferenten Gerhard Köfer. Er fordert außerdem die rasche Umsetzung des von IV, Wirtschaftskammer und Verwaltung erarbeiteten Maßnahmenkatalogs zur Vereinfachung von Verfahren, um investitionswilligen Betrieben das Leben zu erleichtern.  

Herausforderung Industrie 4.0
IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky bezeichnete Digitalisierung und Industrie 4.0 als eine der momentan wichtigsten Herausforderungen der Kärntner Produktionswirtschaft und ihres Dienstleistungsumfelds. Seit rund zwei Jahren beschäftige sich die IV Kärnten nun intensiv damit. Am Beginn stand laut Mischensky eine Umfrage, in der die Betriebe Chancen und Risiken der fortschreitenden Digitalisierung von Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten aufzeigten und gleichzeitig jene Bereiche definierten, in denen sie sich Unterstützung erwarten. Auf der Seite der Chancen wurden vor allem die Optimierung und Flexibilisierung der Produktion sowie die Möglichkeit neuer Geschäftsmodelle genannt.

Auf der Seite der Risiken ganz vorne die Datensicherheit, dazu das Handling von Daten, die Verfügbarkeit von entsprechend breitbandigen Datenleitungen. „Sorgen machen den Unternehmen aber auch die Verfügbarkeit von entsprechend qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie die Weiterbildung der bestehenden Teams in den Betrieben“, zitiert die IV-Kärnten-Geschäftsführerin die Umfrage.

Taskforce und ERFA-Gruppe
Diesen Ball habe man sofort aufgenommen und im Rahmen einer „Taskforce Industrie 4.0“, die von Infineon-Österreich-Vorstandssprecherin Sabine Herlitschka geleitet wird, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und Fachhochschule Kärnten mit an Bord zu holen. In einem gemeinsamen Workshop mit den Betrieben im Dezember habe man die wesentlichen Anforderungen der Betriebe abgeholt. Diese bieten nun reichlich Stoff für Diskussionen im Rahmen einer Erfahrungsgruppe, die dann ein daraus abgeleitetes Seminar- und Ausbildungsprogramm entwickeln und steuern soll. Da geht es um technische Themen wie die Erfassung und den Umgang mit Daten in der Produktion, um die Agilität zwischen Produktentwicklung und Produktion, um die Analyse von Prozessen und natürlich auch um organisatorische Themen, wie die Entwicklung von struktureller Wandlungsfähigkeit. Digitalisierung sei bisher überhaupt zu sehr aus dem Blickwinkel der Automatisierung und durch die rein technologische Brille gesehen worden, sie sei aber oft auch eine gewaltige Herausforderung für die Organisation, ja sogar die Kultur eines Unternehmens.

Mischensky lobte die hervorragende und intensive Zusammenarbeit von Industrie mit Uni und FH in Kärnten auf dieser Plattform. Allein Beteiligen sei klar, dass es hier um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts gehe und bringen sich daher mit hohem Engagement ein.

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