"Start up Idea Competition": Nachhaltige Geschäftsideen im Aufwind

Dominik Lechleitner (r.) optimiert konkurrierende Ziele in der Entwicklung von E-Antrieben

Graz (A) Hochleistungs-Photovoltaikmodule für den Balkon, KI-Software zur Entwicklung von E-Antrieben und eine Plattform für nachhaltige Investments: Im Kampf gegen den Klimawandel servierten die Gewinner der bereits 17. Ausgabe der „Start-up Idea Competition“ der Gründerschmiede des Science Park Graz grüne Lösungen.

Immer mehr junge Gründer setzen auf nachhaltige Geschäftsideen – zumindest legt diesen Schluss die bereits 17. Ausgabe der "Start-up Idea Competition" des Science Park Graz nahe: Laut der steirischen Gründerschmiede haben sich fast zwei Drittel der insgesamt rund 220 Bewerbungen mit den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. „Indem visionäre Unternehmerinnen und Unternehmer ressourcenschonende und umweltfreundliche Verfahren und Produkte entwickeln, bringen sie Ökologie und Ökonomie in Einklang. Immer mehr junge Unternehmen erkennen das dementsprechend hohe Marktpotenzial solcher Lösungen. Klimaschutz wird vor allem bei Start-ups zum wirtschaftlichen Erfolgsfaktor“, erklärt Organisator Martin Mössler, Geschäftsführer des Science Park Graz. Insgesamt wurden 12.000 Euro an die Sieger in den sechs unterschiedlichen Kategorien ausgeschüttet.

Mobilität: E-Antriebe simulieren
Diesem Trend folgend setzen die Gewinner insbesondere nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodelle – wie etwa die Sieger in der Kategorie Mobilität: Oped, das Projekt von Martin Hofstetter und Dominik Lechleitner, ermöglicht konkurrierende Zielsetzungen im Rahmen der Entwicklung von E-Antriebssträngen zu optimieren. Heißt: „E-Antriebe von Fahrzeugen sollen verschiedenste Kriterien erfüllen. Sie sollen in der Regel etwa effizient, leistungsfähig, kompakt und günstig sein. Mit dem von uns entwickelten System werden die unterschiedlichen und oft im Gegensatz zueinander stehenden Kriterien optimal ausgereizt“, erklärt der promovierte Fahrzeugtechniker Hofstetter. Möglich gemacht wird dies durch sogenannte evolutionäre Optimierungsalgorithmen, ein Teilbereich der künstlichen Intelligenz. Am Markt ist das Interesse an der Produktentwicklungssoftware groß: Schon jetzt ist die Lösung bei einem etablierten Automotive-Zulieferer aus der Steiermark im Einsatz. In absehbarer Zeit soll aus dem Vorhaben ein Unternehmen entstehen, das auch anderen Branchen zuliefert: „Wir denken bereits auch über weitere Anwendungsmöglichkeiten nach: Überall, wo komplexe Produkte vielen Anforderungen gerecht werden müssen, kann unser System das Optimum ausreizen“, erklärt Hofstetter.

Energie & Umwelt: Hochleistungs-Photovoltaik für die Masse
Die Kategorie Energie & Umwelt konnten Leonard Stacher und Tobias Kulmburg für sich entscheiden: Die beiden Grazer wollen sogenannte HCPV-Module, die derzeit überwiegend in freistehenden Großanlagen zum Einsatz kommen, für die Masse zugänglich machen. Die Hochleistungssolarzellen verwenden spezielle Optiken wie Linsen oder Spiegel, um Sonnenlicht auf kleine, sehr effiziente Solarzellen zu fokussieren. Der Vorteil: Durch die Konzentration des Lichts kann eine höhere Leistung pro Fläche erzielt werden. Allerdings: „Aus Kostengründen müssen HCPV-Module dem Sonnenstand nachgeführt werden. Das schränkt ihren Einsatzbereich stark ein, da stets das gesamte Panel bewegt werden muss“, erklärt Stacher. Abhilfe soll laut SunPur, so nennt sich das in Gründung befindliche Unternehmen des Duos, ein interner „Suntracker“ schaffen: „Eine von uns entwickelte Spiegelanordnung ermöglicht, dass die Sonne stets im rechten Winkel auf die Linse trifft. Das Modul muss in der Folge nicht mehr nachbewegt werden“, sagt der 23-jährige TU Graz-Student. Langfristig sollen durch den SunPur-Suntracker HCPV-Module sogar auf Balkonen verbaut werden können. „Das sorgt im Schnitt für einen Energie-Mehrertrag von etwa 35 Prozent“, sagt Stacher. Aktuell wurde um das Patent angesucht.

Gesellschaftliche Bedeutung: Nachhaltige Investments
Mit money:care überzeugte Katharina Herzog die Jury in der Kategorie „besondere gesellschaftliche Bedeutung“: Die Plattform will Privatanleger, die auf nachhaltige Investments setzen, „während der gesamten Investitionsreise mit Finanzwissen, einer Suchmaschine für nachhaltige Investitionsmöglichkeiten und Tools zur Verwaltung des eigenen nachhaltigen Portfolios begleiten“, erzählt die Gründerin. Ihr Ziel: „Wir wollen Menschen dabei helfen, Geld als Hebel für Gutes einzusetzen. Dazu ermitteln wir den tatsächlichen Impact von Unternehmen in den Bereichen Klima, Gesellschaft und Gender und machen ihn für Konsumenten transparent und verständlich.“ Technologisch liegt der Anwendung – einmal mehr – künstliche Intelligenz zugrunde.

Gesundheit: Medizingerät zur Überwachung von Schwangerschaften
Das Projekt Maternia – rund um Clara Maspons, Natalia Villarreal, Zainab Dakik – sicherte sich Platz eins in der Kategorie Gesundheit: Das weibliche Trio entwickelt ein kostengünstiges und tragbares Medizingerät, das es schwangeren Frauen ermöglicht, das Wohlbefinden des Fötus ohne medizinische Hilfe zu überwachen. Die Gründerinnen adressieren mit dem Produkt insbesondere „Frauen mit eingeschränktem Zugang zu hochwertiger Schwangerschaftsvorsorge“, erklärt Maspons. Co-Gründerin Villarreal betont: „Obwohl die Fortschritte in Geburtshilfe und Technologie eine bessere Kontrolle über die Überwachung des Fötus ermöglicht haben, kommt es in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen weiterhin zu Totgeburten. Mit unserer Entwicklung wollen wir derartig tragische Schicksale verhindern.“ Weltweit gibt es 2,6 Millionen Totgeburten pro Jahr – drei Viertel davon entfallen auf Afrika und Südostasien.

Space: georeferenzierte Daten für neue Anwendungen
An einer KI-basierten Bildverarbeitungslösung, um georeferenzierte Daten aus Satellitenbildern zu extrahieren, tüftelt Gerhard Neuhold, Sieger in der Kategorie Space. Der TU Graz-Absolvent will mit der automatisierten Auswertung der Daten für neue Anwendungen etablieren bzw. bestehende effizienter gestalten. „Beispielhafte Anwendungen sind etwa die Kartenerstellung, das Erkennen von Windwurf in der Forstwirtschaft oder das Ermitteln von bereits genutzten und noch verfügbaren Flächen für Solar- und Photovoltaikanlagen“, so Neuhold, der bereits für Facebook-Konzern Meta und Microsoft tätig war.

Digital Economy & ICT: Ammoniakgasmessungen
OG Sense rund um – den in der Kategorie „Digital Economy & ICT“ siegreichen – Gründer Valters Slava hat eine neue Technologie für Ammoniakgasmessungen entwickelt. OG Sense ist laut eigenen Angaben der erste Sensor auf dem Markt, der sich bei der Reaktion mit Ammoniak nicht zersetzt und besonders langlebig ist.

Jurymitglieder
Dagmar Eigner-Stengg (Leitung GründerCenter der Steiermärkischen Sparkasse)
Gudrun Haage (Büro für Gleichstellung und Frauenförderung TU Graz)
Roswitha Wiedenhofer-Bornemann (FH Joanneum)
Christoph Adametz (Technologietransfer TU Graz)
Arno F. Likar (LIKAR Rechtsanwälte & HAI Smart Equity)
Roman Vilgut (Technologiejournalist & Blogger)
Martin Mössler (Science Park Graz | ESA Space Solutions Austria)

Kategorien
Energy & Environment
Mobility
Health
Special Societal Impact
Digital Economy & ICT
Space – Space Technologien für terrestrische Anwendungen

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